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Run free, Max <3

Heute gegen 11 Uhr musste ich meinen „Sturkopf“ Max gehen lassen. Ich bin gerade etwas überfordert. Eigentlich ist auch alles gesagt. Ausser eins noch: DANKE!

Max kam ja auf etwas ungewöhnliche Weise im März 2015 zu uns. Im Juli 2016 wurde durch einen wirklich absurden Zufall im Tierspital ein absolut tödliches Lymphom bei ihm diagnostiziert. Die Fachärzte sagten damals schon: Es kann morgen vorbei sein – wenn wir Glück haben, noch ein paar Wochen. Weihnachten wird er wohl nicht mehr erleben.

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Hat er auch nicht. Heute musste ich ihn gehen lassen – ich möchte seine Würde wahren und zeige weder Fotos seiner letzten Tage/Stunden (ich habe auch keine mehr gemacht) noch beschreibe ich näher, was mit seinem Körper im Begriff war zu geschehen.

Aber bis gestern wussten wir nicht, wie extrem schnell am Ende alles gehen wird.

Max blieb wesentlich länger stabil und scheinbar „gesund“ als die Ärzte vermuteten. Doch kurz nach der Diagnose veränderte er sein Verhalten als hätte er uns verstanden.

Er war ja ein Fundkater und man wusste, er war offenbar Zeit seines Lebens Freigänger. Er arrangierte sich dann hier aber zunächst mit Wohnungshaltung. Es lief alles so weit prima. Bis zur Diagnose.

Ab da versuchte er auszubrechen – als hätte er verstanden, dass ihm nicht mehr viel Zeit bleibt?

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Er wanderte erst über die Dachrinnen zu den Nachbarn, die ihn glücklicherweise liebevoll gewähren liessen und mehr als das: Herzlichst willkommen hiessen ❤ Ja, ich war mitunter schon auch neidisch, ja. Bin auch nur ein Mensch – aber Francisca machte das alles auch wirklich super ❤

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Zum Herbst hin reichte ihm das aber nicht mehr. Er wollte noch mehr von seinem kurzen Leben. Wir fanden das nicht leicht, aber wir verstanden.

Glücklicherweise fand ich in einer langjährigen Freundin jemanden, die bereit war, ihm für die letzten Wochen ein perfektes Zuhause als Freigänger zu bieten – etwas ausserhalb der Stadt, aber noch erreichbar. Und so brachte ich ihn Mitte Oktober schwersten Herzens dorthin. In sein persönliches Katzen-Paradies, wie wir nur hoffen konnten. Nicht wissend, ob das für ihn (und uns) so hinhaut, wie ich hoffte. Kaum jemand mochte an meine Vision für Max glauben – aber sie haben mitgemacht (danke!!) Allen voran meiner Freundin, die eigentlich überhaupt nie nix Haustiere haben wollte – und sich dann in kürzester Zeit zur perfekten Katzenmama mauserte 😀 ❤ Grossartig!

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max-freedom3Wir hatten hier in Zürich das Glück eines gar zauberhaften Oktobers – Herbst, Herbst, Herbst, aber von seiner „wärmsten“ Seite ❤ Und glaubt mir: Max tobte sich nochmal richtig aus – ich habs auf dem GPS ja gesehen und mich aus der Ferne so für ihn gefreut – und manchmal auch gedacht: Junge! Passuf!

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Doch dann wurden seine Touren schon bald kleiner.

Die letzten Tage aber baute Max sehr krass ab.

Letzten Samstag waren meine liebe Nachbarin Francisca, die Max immer herzlichst willkommen hiess, und ich nochmal in Max‘ neuem Zuhause. Für einen sterbenden Kater zeigte er sich nochmal sehr agil. Er kam sogar auf uns zu, als wir nach ihm riefen ❤

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Aber uns war beiden klar, dass es jetzt nicht mehr lange dauert…

Diese wundervollen Erinnerungsfotos hat übrigens Francisca gemacht – sind sie nicht ebenso zauberhaft wie treffend in Anbetracht von Max‘ Situation auch?

Die letzten Fotos von ihm:

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Max. Wir waren uns nicht immer über alles einig 😉 Und ja – manchmal … als du solchen Terror machtest, weil du raus wolltest, wusste ich nicht, was ich noch denken sollte. Ich war mitunter verzweifelt, vor allem auch weil ich sah, wie sehr du dir etwas wünschst, was ich dir nicht geben kann.

Aber dein Wunsch war mein Antrieb, es zu schaffen, ihn dir zu ermöglichen. Allein hätte ich es allerdings nicht geschafft. Du hast mich jedoch sehr eindringlich an etwas erinnert, was uns Menschen manchmal in Vergessenheit gerät:

Vielleicht ist „die Welt“ manchmal ein Arschloch – wenn zB. geliebte Wesen unausweichlich dem Tod geweiht sind. Doch erleben zu dürfen, wie sogar Menschen, die ich zuvor nicht kannte und sogar solche, die ich noch immer nie persönlich traf, die nicht erklärte „Tierschützer“ sind, einfach „nur“ Nachbarn und Freunde alles tun, um den Traum eines Tiers – meines Katers Max – zu erfüllen, weiss ich wieder: Wir können es, wenn wir alle nur wollen. Wir können fast alles schaffen, wenn wir zusammenarbeiten.

Diese Erinnerung ist Max‘ Erbe: Seid liebevoll, seid nachsichtig, helft, wann immer Ihr könnt – und die Welt wird ein besserer Ort. Nicht plötzlich, nicht für alle, aber Stück für Stück und irgendwann für alle. Max lehrte mich, daran wieder zu glauben ❤️

Max – ich liebe dich unendlich. Max ist nicht fort – nur woanders. Aber er fehlt ❤ Sein Erbe aber wird mir heilig sein. Run free, mein Schatz ❤

Meinen herzlichsten Dank auch an Francisca und Michi, Marina, ihren Nachbarn und die Tierärztin, die alles in ihrem vollen Terminkalender rumgeschoben hat, um Max einen würdevollen Abschied zu ermöglichen – ihr seid alle einfach wundervoll, danke!

Max kommt zum Sterben nach Hause

Nachdem wir gestern noch hoffen durften, dass eine Chemotherapie Max‘ Krebs evtl. besiegen könnte, hat sich diese Hoffnung nun zerschlagen.

Ich hatte ja gestern berichtet, → wie Max‘ Schutzengel wirklich alles gab. Doch auch die engagiertesten Schutzengel können nicht zaubern.

Die Spezialisten der Onkologie des Tierspitals Zürich hatten sich nochmals beraten und kamen zum Schluss, dass sie vor einer Chemotherapie doch noch eine Knochenmarkprobe nehmen. Denn falls die Veränderungen im Knochenmark FIV-assoziativ wären, würde eine Chemo nicht nur nichts nützen, sondern könnte Max womöglich erst recht umbringen.

Leider sind die Veränderungen FIV-assoziativ.

Möglichst einfach und hoffentlich nicht völlig falsch zusammengefasst bedeutet das, dass sich bei Max die FIV-Infektion bereits dem Endstadium nähert, so dass das Immunsystem dumme Dinge mit den Zellen seines Körpers anstellt, weshalb im Knochenmark nicht mehr genügend gesunde Zellen nachgebildet werden können, um die Chemo nutzbringend zu gestalten. Irgendwie so. Ich hab gerade nicht den Nerv für medizinische Präzision.

Wie ich inzwischen von der Onkologie aufgeklärt wurde, hätte eine Chemo Max aber so oder so nicht heilen, sondern ihm höchstens noch einige Monate Lebenszeit schenken können.

Ohne Chemo sind es noch ein paar Tage.

Wenn wir richtig viel Glück haben, vielleicht ein paar Wochen, sagen die Fachärzte.

Da es Max aber im Moment noch gut geht, hole ich ihn morgen nach Hause.

Er soll dann Cortison bekommen, das könne das vermaledeite Lymphon wohl evtl. noch etwas in Schach halten. Aber nicht lange.

Natürlich wünschte ich mir, das alles wäre nicht so und meine Katzen würden ewig gücklich umherspringen, mein Essen klauen und tun, was Katzen halt so tun.

Da es aber nunmal so ist, bin ich froh, es wenigstens zu wissen.

Meiner persönlichen Erfahrung nach kann ich mit dem unumgänglichen Abschied von einem geliebten Wesen besser umgehen, wenn ich mich auf den Moment vorbereiten und die letzte gemeinsame Zeit bewusst als solche erleben kann, als wenn der Tod sozusagen mit dem Zweihänder zuschlägt.

Darum trotzdem Danke, lieber Schutzengel. Du hast wirklich dein Bestes gegeben und hätte Max eine Chance gehabt, dann dank dir.

Doch wenn das Schicksal bereits besiegelt ist, können auch die besten Schutzengel und Ärzte nichts mehr tun.

Max und ich werden die gemeinsame Zeit noch geniessen, so gut und so lange wir können. Er wird so viele Mozzarellabällchen bekommen wie er nur will.

Und wenn es so weit ist, werde ich es wissen. Und er auch.

Aber noch ist es nicht so weit.

Carpe diem! Es kann so schnell alles vorbei sein.

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Unvergessen: Thillie, mein Herz

«Das ist unmöglich», meinte mein Arzt: «Als hätte Ihnen jemand die Krankheit einfach abgenommen – da ist nichts mehr. Sie sind vollständig geheilt.»

Ich: «Meine Katze ist gestern gestorben.»
Arzt: «An Lungenentzündung?»
Ich: «Ja.»
Arzt: «Unglaublich. Aber ja, so etwas gibt es wirklich.»

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«It’s the soul afraid of dying, that never learns to live.»
(Janis Joplin, the rose)

Mathilde, du weisst, dass ich jeden Tag an dich denke. Viel mehr brauche ich dir nicht mehr zu sagen, du weisst es schon: Danke für alles ❤

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17. April 2014

Geliebte Mathilde, mein Herz Du hast heute entschieden nicht mehr kämpfen zu wollen. Ich hatte dir versprochen, deinen Wunsch zu respektieren. Und das tat ich – auch wenn das mein Herz in Stücke reisst.

Du hattest ein verdammt schweres Leben auf Italiens Strassen einst. Es kostete dich ein Bein, deine Zähne, dein Immunsystem und fast deinen Lebensmut.

Doch über Umwege, die nur das Schicksal einer grossen Liebe finden kann, fandest zu uns nach Zürich. Allen, die daran beteiligt waren, danke ich nochmal aus tiefstem Herzen Dir, Mathilde, ganz besonders.

Du hast mich so viel gelehrt, mir trotz deiner schrecklichen Vergangenheit sofort dein Vertrauen und deine Liebe geschenkt. Ich werde den Moment nie vergessen, als ich dich damals das erste Mal sah. In einer Tierarztpraxis irgendwo zwischen Turin und Mailand. Du kanntest mich nicht und doch hast du mich sofort erkannt Auf deinen drei dürren Beinchen kamst du auch mich zu gehoppst – seither waren wir ein Herz und eine Seele.

Hier konntest du endlich leben. Und du hast dein Leben genossen – so tief und innig und dankbar man sein Leben nur geniessen kann. Und du hast um dein Leben gekämpft: Trotz aller gesundheitlicher Probleme hast du mich und auch die tiermedizinische Fachwelt immer wieder staunen lassen, was eine kleine dreibeinige Strassenkatze alles schaffen kann.

Bis heute.

Heute wolltest du nicht mehr kämpfen. Die Ärztin rief mich vor der geplanten Narkose an: Du würdest sie nicht überstehen, es wäre besser, wenn ich mich verabschieden komme.

Ich durfte im Tierspital von dir Abschied nehmen. Du hast noch mit dem Beatmungsschlauch genasbusselt – verzeih, wenn ich lache, während ich weine. Und du hast so laut geschnurrt wieder. Das war immer das Problem, dass man deine Herztöne nicht abhören konnte, weil du immer so laut geschnurrt hast.

Als sie heute ein letztes Mal deine Herztöne abhörte, hast du nicht mehr geschnurrt. Man hörte laut und deutlich – diese Stille. Kein Schnurren, kein Herzschlag, einfach nur Stille. Friedlich. Sanft. Heute um 11.10 Uhr.

Es ist vorbei.

Ich hoffe, dass du trotz vieler Jahre voller Leid die wenigen Jahre voller Liebe in Erinnerung an diese Welt behältst.

Jetzt ist diese Welt um ein intergalaktisches Kampfschiffchen ärmer. Aber dein Erbe wird weiterleben. Nach Jahren des stillen Leids, nach denen du allen Grund gehabt hättest, uns Menschen zu hassen, hast du stattdessen so viele liebe Menschen erreicht, bezaubert und verzückt Ich bin sicher, sie werden dich auch weiterhin in ihren Herzen tragen und lächeln, wenn sie an dich denken.

So wie ich es tun werde, mein Herz

Und eines Tages werden wir uns wiedersehen und du wirst mich mit deinem Geschnurre wieder um den Schlaf bringen und mir die Haare aus dem Gesicht lecken. Mich dazu bringen, in den unbequemsten Haltungen zu schlafen, nur damit du deinen hübschen klugen Kopf auf meine Hände betten kannst – so wie du es so liebtest.

Grüsse uns unsere Sternchen alle, leuchtet heute Nacht besonders hell für alle, die euch schmerzlich vermissen.

Ich liebe dich – für mich wirst du immer meine kleine grosse Rose sein, die niemals verblüht: The Rose

Du bist nicht fort. Nur woanders.

Wie erkenne ich einen guten Tierarzt?

Wie kann der verantwortungsgewillte, aber unerfahrene Tierhalter feststellen, ob sein Tier und er selbst bei einem Tierarzt wirklich in guten Händen sind? Und wie verhält man sich als Tierhalter selber konstruktiv? Eine kleine Checkliste.

Vielleicht sind Sie auch kein unerfahrener Tierhalter – doch auch 30 Jahre „Erfahrung“ schützen im Vertrauensfall vor Fehlern nicht, wie ich im Social-Media-Austausch schon oft feststellen musste.

Sie sind vielleicht sogar überzeugt, dass Sie bereits einen super Tierarzt haben? Gehen da aber eigentlich nicht wirklich so gerne hin – Ihre Tiere dann vermutlich noch weniger. Oder Sie hatten das ein oder andere Mal zwar das Gefühl, nicht wirklich verstanden zu haben, was der Tierarzt da palavert – aber wird schon richtig sein?

Auch dann sind Sie herzlichst eingeladen, sich das Folgende aufmerksam durchzulesen. Ich weiss, wovon ich spreche: Ich vertraute auch einer Tierarztpraxis, in der meine Eltern zuvor mit unseren Haustieren schon immer waren. Ich fühlte mich dort zwar nicht so richtig wohl – aber ich kannte es nicht anders. Bis ich den erschütternden Preis dafür zahlte:  Wie erkenne ich einen guten Tierarzt? Teil 1

Solange höchstens mal eine Impfung, Entwurmung oder Kastration ansteht, sollte das eigentlich jeder Tierarzt hinbekommen.

Allerdings – und das ist wichtig: Jeder Eingriff an einem lebenden Körper kann schief gehen. Es können Tiere aufgrund der Narkose trotz allergrösster Sorgfalt und Kompetenz sterben, es kann bei bestimmten Impfungen zu Sarkomen kommen oder ganz doof gesagt, kann das Tier auf dem Weg zum Tierarzt in einen Autounfall verwickelt werden und sterben.

Was ich sagen möchte: Nicht an allem, was absurd schief laufen kann, sind Tierärzte schuld.

Doch wenn das Tier mal ernsthaft erkrankt, lernt man seinen Tierarzt erst richtig kennen. Und bitte keine falsche Scheu: Wer Zweifel hat, sollte sich schleunigst nach einer neuen Praxis umsehen. Wir Tierhalter sind zahlende Kunden – keine Bittsteller.

Die folgenden Tipps habe ich aufgrund eigener früherer Erfahrungen sowie Schilderungen anderer Tierhalter privat, in Foren oder Social Media zusammengestellt – ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Aber hoffentlich zum Nutzen anderer. Verinnerlichen Sie die Basic-Checkliste:

  • Was?
  • Warum?
  • Wie?

Und noch einige Aspekte darüber hinaus:

Was Tierhalter tun können

    • Schieben Sie nicht einfach alle Verantwortung auf Ihren Tierarzt: Wenn bei der Behandlung eines Haustiers etwas schief läuft, tragen wir Tierhalter die Verantwortung – und unsere Tiere die Konsequenzen. Deswegen dürfen wir auch Ansprüche stellen, Behandlungsentscheidungen in Zweifel ziehen und bei Bedarf eine Zweitmeinung einholen.
  • Zugleich sollten Tierhalter bemüht sein, dem Tierarzt seine Arbeit zu erleichtern, indem sie möglichst präzise schildern (bestensfalls zur Terminvereinbarung – da Sie bis zum Termin evtl. schon diagnostisch wertvolle Massnahmen treffen können), welche Symptome sie alarmierten und wann die Verhaltensveränderung des Tiers etwa festgestellt wurde. Je genauer und sachlicher, desto besser.
  • Weiter sollten Tierhalter bemüht sein zu verstehen, was der Tierarzt erläutert bzw. wenn es sich dabei um ein eher introvertiertes Exemplar handelt, gezielt nachfragen, was, weshalb, warum.
  • Weniger konstruktiv ist es, dem Tierarzt schon eine internet-generierte Ferndiagnose um die Ohren zu hauen oder mit Forderungen anzutanzen. Falls man tatsächlich etwas Interessantes zu den Symptomen gelesen/gehört zu haben meint, kann man auch dazu gezielt nachfragen. Und zieht dann Schlüsse aus der Reaktion des Angesprochenen. Aber nicht vergessen: Der da hat (hoffentlich) Tiermedizin studiert – Google oder Facebook haben definitiv nicht Tiermedizin studiert.

Was den kompetenten Tierarzt ausmacht

1. Ein kompetenter Tierarzt wird Sie nie ohne Diagnose nach Hause schicken.
Wobei auch die Feststellung, dass einem Tier nichts fehlt, in diesem Sinne als „Diagnose“ gelten kann. Der Tierarzt wird dann jedoch genau erläutern können, inwiefern die Sorgen des Tierhalters unbegründet waren: Namentlich:

  • was er aufgrund der Schilderungen des Tierhalters als Ursache in Betracht zog,
  • was er aufgrund dessen medizinisch abklärte und
  • warum er zum Schluss kam, dass medizinisch nichts vorliegt.

Er wird auch erläutern, was stattdessen zur Verhaltensänderung geführt haben könnte.

Beispiel: Eine Katze frisst mit merklich weniger Appetit als gewohnt, was medizinisch diverse Ursachen haben könnte, die der Tierarzt jedoch durch seine Untersuchungen ausschliessen konnte. Evtl. ist es draussen aber gerade seit Tagen fast 40 Grad heiss, was auch bei Menschen häufig zur Einbusse des Appetits führt.

Der fürsorgliche Tierarzt würde dann aber auch Hinweise geben, wie der Tierhalter seiner Katze die Affenhitze erträglicher machen kann und worauf er zu achten hat, falls die Katze ihr Verhalten nicht bald wieder normalisiert.

Evtl. wird er dann zu einem Spezialisten raten, der weitere Untersuchungen vornehmen kann, die er zum Zeitpunkt der Erstkonsultation aber für nicht dringlich erachtet. Selbstverständlich steht es dem Tierhalter frei, sofort auf die Konsultation eines Spezialisten zu bestehen.

Möglicherweise sind auch unterschiedliche Diagnosen denkbar – dann wird Ihr Tierarzt Ihnen das weitere Vorgehen erläutern, wie man über weitere Untersuchungen oder per Ausschlussverfahren so schnell wie möglich auf die richtige Diagnose kommt.

Merke:
→ Wenn Sie die Tierarztpraxis verlassen, muss Ihnen klar sein, was die Symptome Ihres Tieres verursacht hat – oder haben könnte. Also eine schlüssige Antwort auf die Frage: WAS?

→ Auf keinen Fall wird sich ein verantwortungsbewusster Tierarzt in irgendeiner Weise abfälig über Ihre Sorgen äussern, indem er Sie zB. lächerlich macht oder gar tadelt.

2. Ein kompetenter Tierarzt wird Sie nicht auf Verdacht mit Medikamenten eindecken.
Oft hört man von ratlosen Tierhaltern, dass sie ihrem Tier irgendwelche Medikamente geben sollen und auf Nachfrage können sie nicht beantworten, wofür oder wogegen die wirken sollen.

Das kann natürlich auch daran liegen, dass der Tierhalter in der Aufregung einfach nicht verstanden hat, was der Tierarzt ihm erklärte. Das kann mal passieren.

Aber es darf nicht so bleiben: Dann fragen Sie nochmals freundlich nach, warum Sie welche Medikamente geben sollen, was die erhoffte Wirkung ist und bis wann diese Wirkung feststellbar sein sollte – und vor allem, was zu tun sei, wenn diese Wirkung sich nicht wie erhofft einstellt. Ein fürsorglicher Tierarzt wird Ihnen nochmals erläutern, was seine Überlegungen dazu waren und was Ihr Part in dem Ganzen ist (zB. Wirkung dokumentieren, Zeitfenster einhalten – und natürlich dafür zu sorgen, dass Ihr Tier die Medis dann bekommt, wenn es angezeigt ist, um die Wirkung zu erzielen)

So mancher Tierarzt scheint es jedoch völlig normal zu finden, dass er keinen Schimmer hat, was die medizinische Ursache bestimmter Symptome sein könnte, aber ein Breitband-Antibiotikum wirds schon richten.

Merke:
→ Wenn Ihr Tierarzt Ihnen nicht schlüssig erläutern kann oder will, warum er Ihrem Tier welche Medikamente verabreicht, wechseln Sie bitte umgehend die Praxis: Ein solcher Tierarzt hat nicht nur keine Ahnung, sondern offensichtlich auch keinerlei Verantwortungsbewusstsein. Da hilft gar nichts mehr.

→ Ein verantwortungsbewusster Tierarzt wird Sie mit folgenden Fragen nie allein lassen: WARUM und WIE?

3. Ein kompetenter Tierarzt nimmt Ihre Fragen und Sorgen ernst.
Wenn Sie sich schon scheuen, den Tierarzt „mit Fragen zu belästigen“, läuft irgendetwas sehr schief. Glauben Sie mir.

Entweder sind Sie zu bescheiden (dann ändern Sie bitte schleunigst Ihre Anspruchshaltung – zum Wohle Ihrer Tiere) – oder der Tierarzt gibt Ihnen bei jeder Gelegenheit zu verstehen, dass Sie sowieso keine Ahnung haben, irgendwie auch lästig sind und einfach zu tun haben, was er sagt. Falls Ihnen Letzteres bekannt vorkommt: Suchen Sie eine neue Praxis. So schnell wie möglich.

Ein kompetenter und verantwortungsvoller Tierarzt hingegen wird Ihnen so oft auf Ihre Fragen antworten, bis Sie seine Antworten verstanden haben. Wenn er richtig gut ist, fragt er nochmals wohlwollend nach, ob alles klar ist.

In komplexeren Krankheitsfällen kann es von Nutzen sein, Diagnose, Therapie und weiteres Vorgehen inkl. erhoffte Fortschrittsziele und Zeitfenster schriftlich festzuhalten, damit Sie in Ruhe nochmals – und immer wieder – nachlesen können, was nun zu tun sei. Ein anständiger Tierarzt wird Ihnen diese Dienstleistung nicht zusätzlich in Rechnung stellen.

Wenn Sie zwar meinen, alles verstanden zu haben, mit dem weiteren Vorgehen aufgrund der Diagnose aber nicht einverstanden sind, wird ein verantwortungsbewusster Tierarzt Ihre Zweifel ernst nehmen, mögliche weitere Untersuchungen/alternative Therapien mit Ihnen wohlwollend besprechen – und Ihnen auch die Konsequenzen aller möglichen Therapievarianten aus seiner Sicht geduldig, klar und stets freundlich darlegen. Entscheiden müssen nämlich am Ende Sie.

Merke:
→ Nicht vergessen: Letztlich liegt das Wohl Ihres Tieres allein in Ihrer Verantwortung – Sie und Ihr Tier müssen mit den Konsequenzen leben. Darum treffen Sie Ihre Entscheidungen stets wohl bedacht.

4. Ein kompetenter Tierarzt wird Ihnen nichts ein- oder ausreden wollen.
Wenn Sie zB. bei der Diagnose Krebs bei Ihrem Tier lieber mit Globuli hantieren wollen, statt eine möglicherweise lebensrettende, dringende OP einzuleiten, darf Ihr Tierarzt mit all seinem Herzblut an Sie appellieren, der OP den Vorzug zu geben. Und ich persönlich hoffe bei diesem Beispiel, dass Sie auf Ihren Tierarzt hören werden 😉

Aber: Ein kompetenter Tierarzt wird Sie mit sachlichen Argumenten zu überzeugen versuchen – er wird Sie nicht unter Druck setzen oder gar persönlich werden.

Wesentlich häufiger kommt es offenbar vor, dass Tierhalter mit klarer Einstellung zu (ihrer Meinung nach) tiergerechter Fütterung oder Impfskeptiker sich davon belästigt fühlen, dass ihnen ihr Tierarzt ständig bestimmte Futtersorten oder die Impfsequenzen vorschreiben will.

Ich möchte bei diesen konkreten Fragestellungen nicht zur Sache selbst äussern: Ich persönlich höre auf meinen Tierarzt, wenn er im Krankheitsfall bestimmtes Futter empfiehlt (bisher stets mit durchschlagendem Erfolg) oder auch auf seine Impfempfehlungen – das hängt damit zusammen, dass er mich in wesentlich komplexeren Krankheits-Fragestellungen immer korrekt beraten hat. Aber unser Tierarzt respektiert zB. auch, dass ich meinen Katzen partout kein Trockenfutter geben möchte – und gut ist.

Wichtig ist, dass Sie Ihrem Tierarzt auch sagen können, falls Sie gewisse nicht unmittelbar lebensentscheidenden Fragen lieber so handhaben möchten, wie Sie es für richtig halten – er sollte das respektieren und Ihnen nicht (weiterhin) das Gefühl vermitteln, dass er an Ihnen nur Geld verdienen will, indem er Produkte empfiehlt, die Sie für zweifelhaft halten. Ausser: Er hätte medizinisch fundierte Argumente dafür.

Merke:
→ Bei nicht unmittelbar lebensentscheidenden Fragen sollte Ihr Tierarzt Ihnen Ihre Meinung lassen, solange er nicht fundiert argumentieren kann, inwiefern Ihre Haltung früher oder später womöglich lebensentscheidend werden könnte (zB. wenn Sie Ihre Katze vegan ernähren wollen – da sollte der Tierarzt Sie tatsächlich eines Besseren beraten).

5. Ein kompetenter Tierarzt wird Sie auch in Ihrer schwersten Stunde nicht im Stich lassen.
Unser aller Leben ist endlich – und so wird früher oder später für jeden Tierhalter der Moment des Abschieds kommen – machen Sie sich nichts vor: Dieser Moment wird kommen.

Ein fürsorglicher Tierarzt wird Sie auch in der ggf. Palliativpflege Ihres Tiers liebevoll begleiten, Ihnen helfen zu erkennen, wann der „richtige Moment“ ist (nicht zu früh – aber auch nicht zu spät) und er wird die irgendwann unvermeidliche Einschläferung sanft vollziehen, Ihnen erklären, wann was passiert – damit Sie den Prozess bewusst vollziehen können – denn ab jetzt müssen nur noch Sie damit leben, Ihr Haustier nicht mehr. Das ist schlimm genug – machen Sie es nicht noch schlimmer, indem Sie unvorbereitet in diese Situation gehen.

Und kommen Sie bloss nicht auf die komplett bescheuerte, egoistische Idee, der „natürliche Tod“ sei bei einem Haustier ja das „Beste“. Falls Sie zu solchen Ideen neigen, lesen Sie bitte unbedingt meine eigene schwerwiegende Fehlinformation damals dazu – und was ich meinem geliebten Kater deswegen antat: Ich gestehe: Ich habe versagt. Teil 2

Unterschätzen Sie diesen Moment nicht, wenn Ihr geliebtes Tier Sie verlassen muss. Bereiten Sie sich darauf vor. Nur so können Sie Ihre Verantwortung in aller Konsequenz wahrnehmen – und so auch Frieden mit dem Unabwendbaren schliessen.

Auch eine „geplante“ Einschläferung kann traumatisch sein, wenn Ihr Tierarzt Sie nicht darauf vorbereitet, was gleich passieren wird. Lassen Sie sich alles ganz genau erklären.

Ein mitfühlender Tierarzt wird Ihnen für eine absehbare Einschläferung keinen Termin in der „rushhour“ geben, in der alle auf die Uhr gucken, wann Sie endlich „fertig“ sind.

Ein mitfühelnder Tierarzt wird nach Vollzug des nicht mehr Abwendbaren (hoffentlich!) den Raum verlassen und Ihnen die nötige Zeit geben, um Abschied zu nehmen. Wenn er zudem vorausschauend ist, wird er den toten Körper auf ein Handtuch gebetet haben (Sie werden verstehen, wenn Sie es erleben) und für Sie dezent Taschentücher parat stellen.

Ich persönlich habe zwei traumatische Einschläferungen miterlebt – und glauben Sie mir: Das wünsche ich niemandem.

Weil ich aber nun eine grossartige Klinik für meine Tiere habe, viel dazulernte und in jeder Hinsicht wundervoll begleitet bin, waren die drei nächsten Einschläferungen, die ich zu verantworten und begleiten hatte, zwar sicherlich überaus schmerzlich, aber immerhin nicht verstörend.

Und noch kleine Randbemerkung: Es soll Tierhalter geben, die ihre Tiere beim Einschläferungstermin am Empfang abgeben und dann das Weite suchen (ich habe das im Warteraum des Zürcher Tierspitals mehr als einmal selber miterlebt und auch im Bekanntenkreis). Jeder muss selber wissen.

Ich persönlich spucke auf die „Liebe“ solcher Leute – Entschuldigung.

Wer den Sterbeprozess angeblich geliebter Mitwesen – ob Mensch oder Tier – an andere delegiert, hat nicht verstanden, was Liebe und Verantwortung in all ihrer Tiefe bedeuten.

Sie werden vielleicht im ersten so fürchterlich finsteren Tunnel des Schmerzes leichter verdrängen können – aber nicht verarbeiten und daran wachsen. Sie werden im Gegenteil nie den Ausgang aus dem Tunnel finden und in echtem Seelenfrieden an das Wesen zurückdenken können, das sie im hilflosesten Moment seines Seins im Stich liessen.

Der Tod ist die unabwendbare Konsequenz des Lebens. Wer das nicht begriffen hat und versucht, sich davon „fernzuhalten“, sollte keine Verantwortung für andere Lebewesen übernehmen. Meine Meinung.

Merke:
→ Verdrängen Sie den Tod nicht. Er kommt. Immer. Bei jedem. Tun Sie nicht so, als würde Ihr Haustier ewig leben. Machen Sie sich Gedanken darüber, wie Sie damit umgehen wollen, wenn es so weit ist. Mein Beitrag dazu könnte vielleicht helfen: Der Abschied

Warum dieser Beitrag?

Ich selber habe so vieles falsch gemacht in der Vergangenheit – ich hatte rund 10 Jahre lang zwei eigene Katzen (also nach meinem Elternhaus), in denen nie was war. Nichts: Keine Erkältung – einfach nichts.

Doch dann wurden nicht nur diese zwei Katzen auch mal „alt“ (viel älter als ich je erhofft hätte: 21 und 23) und ich entschied mich, meine Katzengruppe zu erweitern. Und damit wuchs natürlich meine Erfahrung – da jedes Wesen ein Individuum ist und seine eigene Geschichte mitbringt.

Aber falls Sie jetzt vermuten, dass die Erweiterung der Katzengruppe Probleme mit sich brachte: Nein, das nicht. Nur: Jedes Tier hatte seinen Rucksack dabei – und ich war damals nicht dafür gewappnet.

Nachdem ich erstmals in meinem Katzenhalterleben mit ernsten Katzenkrankheiten konfrontiert war und leider auf voller Linie versagte, da ich damals all das, was ich oben schrieb, nicht wusste, bin heute von Herzen dankbar, inzwischen wirklich für alle Fälle von kompetenten und fürsorglichen Tierärzten umgeben zu sein: Sowohl in unserer aktuellen Klinik wie auch im Tierspital.

Wir hatten inzwischen hier an Krankheiten: Gingivitis/Hepatitis, HCM, Krebs, CNI, ANV, SDÜ, Pericarditis, Vestibulärsyndrom – ach, und ich weiss gar nicht mehr, reicht ja auch erstmal 😛 Und FIV nannte ich hier bewusst nicht, denn in meinen Augen ist FIV keine „Krankheit“, sondern vor allem erstmal Diagnose. Und nicht mal das.

Und ich bin verdammt froh, mittlerweile so grossartige Tierärzte zu haben, die uns fachlich kompetent, menschlich fürsorglich und tierisch liebevollst auf all unseren Wegen an der Hand/Pfote nehmen.

Wie findet man einen kompetenten Tierarzt?

Man kann natürlich im Internet gucken:

Wie erkenne ich einen guten Tierarzt? Teil 1

Ich möchte hier gerne erläutern, wie Tierhalter erkennen können, ob sie bei ihrem Tierarzt in rundum guten Händen sind. Denn einst zahlte ich den höchstmöglichen Preis dafür, selbst zu spät erkannt zu haben, dass wir es nicht waren. 

Teil 1 ist der schwere Teil, den ich gerne jedem liebenden Tierhalter würde ersparen wollen. Ich wünsche wirklich niemandem, am verfrühten Tod seines geliebten Tiers mitschuldig zu sein – so wie ich es bin.

Dieser Beitrag ist in unvergänglicher Liebe gewidmet: Mogwai † 26. November 2009

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Als ich fassungslos auf ihren sterbenden kleinen Körper starrte, hörte ich wie durch Watte den Tierarzt sagen: «Wir raten ja immer davon ab, solche ausländischen Strassenkatzen aufzunehmen: Die sind fast immer problematisch.»

Meine geliebte Katze Mogwai starb am Abend des 26. November 2009. Hätte ich morgens – als ich sie in die Praxis brachte – auch nur im Ansatz geahnt, wie krank sie ist, wäre ich direkt in die Notaufnahme unseres Tierspitals gefahren. Aber ich ahnte es nicht. Ich hatte im Wortsinne keine Ahnung. Und man hat es mir einen ganzen Tag lang auch nicht gesagt. Erst als es zu spät war.

Ich war seither nicht mehr in dieser Praxis und habe nicht vor, je wieder dahin zu gehen: Meine Vertrauenskurve schiesst nicht nach oben, wenn ein Tierarzt kranke Tiere für «problematisch» hält.

Tierärzten, die ihre Kunden behalten wollen, möchte ich daher ans Herz legen, den folgenden kleinen Kurz-Knigge auswendig zu lernen.

3 Dinge, die ich nicht sagen sollte, wenn ein Katzenhalter vor mir steht, der gerade sein geliebtes Tier verloren hat:

  1. War doch nur eine Katze.
  2. Ich mag sowieso lieber Hunde.
  3. Dieses Tier war problematisch.

Mein Ex-Tierarzt hatte aufgrund von Mogwais Krankheitsverlauf schon früh vermutet, dass sie damals in Spanien vergiftet wurde. Tatsächlich ist es an vielen Orten Spaniens ein durchaus übliches Vorgehen, Giftköder auszulegen, auf die sich die ausgehungerten Strassenkatzen natürlich blindlings stürzen – im Glauben, man wolle ihnen Gutes tun.

Jene enttäuschten Seelen, die nicht sofort ein qualvoller Tod ereilt, sterben nach nur rudimentärer Erstversorgung oft Monate später an den Schäden, die das Gift an ihren Organen anrichtete. Was in einem Menschen vorgeht, der so etwas anrichtet, entzieht sich meiner Vorstellungskraft.

Mogwai war die unbekümmerte Lebensfreude selbst – ich dachte, wir hätten alles überstanden. Doch dann holte die Vergangenheit sie ein. Sie wurde nicht mal drei Jahre alt.

Doch ich bin ja keine rachsüchtige altägyptische Gottheit mit Hang zu bizarren Bestrafungsritualen. Und ich werde auch mein Karma nicht besudeln, indem ich Giftköder auslegenden Menschen Böses wünsche.

Lassen Sie es mich vielmehr so formulieren: Es würde mich nicht die Bohne erschüttern, sollte sich der Zorn der Schöpfung über dieses hinterhältige Vergehen an ihrem Werk darin äussern, dass solchen Leuten alles abfault, was ihnen wichtig ist. So weit die erzieherische Massnahme.

Ich fände es darüber hinaus keineswegs übertrieben, bestünde die eigentliche Strafe für einen heimtückischen Giftmischer darin, dass er wiedergeboren wird. Zum Beispiel in einer ausgehungerten spanischen Strassenkatzenkolonie. Und zwar als Maus. Immer und immer wieder – bis ans Ende aller Tage.

Doch eigentlich wünsche ich solchen Leuten gar nicht, dass sie Schaden erleiden – der angerichtete Schaden und das Leid sind schon gross genug.

Vielmehr würde ich mir wünschen, dass Menschen, die mutwillig oder auch aus Unwissenheit anderen Lebewesen Qualen bereiten, in aller Deutlichkeit gewahr werden, welches Leid sie anrichten, ihr Tun aufrichtig bedauern und künftig respektvoll mit Leben in jeder Form umgehen. Das allein könnte mir eventuell etwas Trost sein.

Und mit Letzterem meine ich nicht nur hinterhältige Giftmischer.

Sondern auch Tierärzte, die über Leben, Lebensqualität und Tod entscheiden. Und Tierhalter, die sich informieren könnten – und den Tierarzt wechseln, wenn nicht alles auf Grün steht.

Ich geissle mich noch heute dafür, dass ich in Mogwais Fall blind auf einen Tierarzt vertraute, statt mich mit ihren Gebrechen auseinanderzusetzen.

Ich blicke noch heute nachts oft hoch zu den Sternen und bitte sie um Verzeihung.

 

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2009 war ich noch sehr unbedarft, was Katzenkrankheiten anging. Mogwais Tod war zwar unnötig, aber nicht umsonst: Seither musste ich weitere Katzen (Palliativfälle) gehen lassen. Das tat auch jedesmal weh. Doch dank Mogwai fand ich eine Tierklinik, die keine rassistischen Vorurteile hat, die uns in allen Belangen stets zur Seite steht – medizinisch, tiersozial und menschlich – und mir keinerlei Informationen vorenthält. Und wenn ichs beim vierten Mal noch immer nicht kapiert habe, dann erklären sie es mir nochmal – sie geben auch Tipps, wo ich mich unabhängig informieren kann, sollte ich noch immer Zweifel zum weiteren Vorgehen haben. Nie wollen sie mir irgendetwas ein- oder ausreden. Sie informieren mich – damit ich Entscheidungen mit bisweilen weitreichenden Folgen treffen kann. Und sie schicken mich umgehend mit meinem Patienten zu einem Spezialisten, wenn sie der Meinung sind, dass sie das in ihrer Praxis nicht im Sinne des vollumfänglichen Tierwohls händeln können.

Und dank Mogwai und unserer aktuellen Klinik schaffte ich es, LouLou, Omar und Mathilde in ihren Krankheiten und letztlich auf ihrem Sterbeweg medizinisch fundiert, menschlich gestützt und vor allem verantwortungsvoll bis zur Regenbogenbrücke zu begleiten, wo ich sie vorerst loslassen musste – bis wir uns wiedersehen.

Mogwai fehlt.

Aufgrund dieser Erfahrungen stellte ich ein kleines Lexikon „Wie erkenne ich einen guten Tierarzt“ zusammen. Damit Sie alle es besser machen, als ich damals. Und dann war Mogwais Tod nicht umsonst ❤

Ein Hoch auf LouLou – du bist nicht fort, nur woanders

Heute soll es schon 4 Jahre her sein, dass ich LouLou aufgrund schwerer Krankheit ohne Chance auf Genesung gehen lassen musste. Unvergessen ist jedoch nicht nur mein geliebtes „grumpy old Bambibärchen“, sondern auch, was sie uns hinterliess.

Der 9. Mai. Ein “spezielles” Datum für uns hier: Omar wurde am selben Tag 22 Jahre alt, an dem ich LouLou im Alter von 19 Jahren einschläfern lassen musste.

Nur rund anderthalb Jahre zuvor war mir die damals 17-jährige LouLou von einer damaligen Arbeitskollegin notfallmässig übergeben worden. LouLou war ihre erste Katze gewesen, doch im Laufe der Jahre kamen bis zu acht weitere Katzen hinzu, die LouLou aufs Äusserste mobbten. Als meine Kollegin endlich einsah, dass sie der komplett verstörten LouLou keinen Gefallen tat, sie länger unter ihrem Schreibtisch vegetieren zu lassen, war es schon fast zu spät: LouLou hatte ihre Würde, ihr Selbstvertrauen und jede Freude am Leben verloren.

Der Haken an der Chose war, dass hier ja zu der Zeit auch schon 5 andere Katzen lebten, wenngleich sehr soziale Katzen – aber das wusste LouLou ja nicht. Ein Einzelplatz war zuvor offenbar verzweifelt gesucht, aber nicht gefunden worden.

Also zog LouLou erstmal hier ein.

Da jedoch LouLous Selbstaufgabe und Misstrauen gegen Artgenossen sich in ihrer Seele bereits so festgebissen hatten, begriff ich relativ bald, dass ich professionelle Hilfe brauche, um ihr zu helfen: → Tierpsychologie.

Ich hatte zuvor keinerlei Erfahrung mit diesem Metier und hielt es ehrlich gesagt für Humbug. Halt: Keine Ahnung, aber eine Meinung… smiley_emoticons_rolleyesnew

Die ersten Kontakte mit Tierpsychologen bestätigten meine Vorurteile leider: Jeder Tierpsychologe, den ich damals hier in der Schweiz für LouLou kontaktierte, beschied uns, dass eine 17-jährige Katze sowieso nichts mehr lernt, verrechnete uns für diese fachkundige einminütige telefonische Auskunft 50 Franken und legte auf – oder aber man rief nach meiner Nachricht gar nicht erst zurück.

Da ich LouLou aber leider alleine nicht helfen konnte und ich nicht verantworten konnte, dass sie den Rest ihres Lebens in meinem Arbeitszimmer hinter einer Gittertür verbringt, suchte ich weiter.

Wer unsere Geschichte schon länger verfolgt, weiss, was dann geschah – alle anderen können die 180-Grad-Kehrtwendung meiner Meinung hier nachlesen: Wer einer Katze etwas beibringen möchte, muss vielleicht erstmal selber dazulernen

LouLou hat mir damit eine völlig neue Verständniswelt eröffnet, ich habe so unglaublich viel gelernt, was noch heute all meinen anderen Katzen auch zugute kommt, und ich bin sicher, dass meine Zwerglis und ich heute auch aufgrund all dieser Lernschritte (für mich!) heute so ein rundum harmonisches Leben führen. Als sich nicht zuletzt zwei Jahre später mit Moriah LouLous Geschichte zu wiederholen schien, dachte ich erst an einen schlechten Scherz. Doch es scheint, dass irgendjemand wollte, dass ich die Lektion zu Ende bringe. Bei Moriah gelang es dann auch. An dieser Stelle erneut allerinnigsten Dank an Frau Christine Hauschild – die Verhaltenstherapeutin unseres totalen Vertrauens.

Heute versuche ich sogar aufgrund unserer grandiosen Erfahrungen anderen misstrauischen Tierhaltern ihre Vorbehalte gegenüber Tierpsychologie auszureden smiley_emoticons_gucker2

Leider hatten LouLou und ich nicht genug Zeit. Gerade als sie anfing vergleichsweise selbstbewusst ihre neue Welt zu erobern, geschah etwas Eigenartiges.

Als sie eines Abends im April 2011 selbstbewusst durch die obere Etage stolzierte und alles erkundete, fotografierte ich sie. Aufgrund der Lichtverhältnisse mit Blitz (was natürlich total verboten und böse ist – aber ey: war halt sonst kein Licht da). Als ich die Fotos dann ansah, war ich betroffen. Etwas stimmte nicht. Ihre Augen. Irgendwas war mit ihren Augen.

Normalerweise leuchten Katzenaugen bei Blitzlicht wie übernatürliche Sterne in einem strahlenden Gelb. Doch LouLous Augen leuchteten auf den Fotos nicht. Sie wirkten blutdurchtränkt und stumpf.

Am nächsten Tag fuhr ich sofort mit ihr zum Tierarzt. Der stellte einen dramatisch erhöhten und sehr schmerzhaften Augeninnendruck mit einhergehender Erblindung bei LouLou fest. In der Fachsprache: Glaukom beidseits. Bei normalen Licht kaum zu erkennen.

Ich möchte euch also bitten, wenn ihr eure Katzen mal blitzlicht und ihre Augen seltsam erscheinen: Das könnte ein Symptom für eine äusserst schmerzhafte Erkrankung sein.

Doch das Schicksal war noch viel schlechter gelaunt. Ich hatte nicht mal mehr die Chance, LouLous Erblindung zu verhindern.

Da wir damals eh gerade dauernd beim Tierarzt waren, fiel dem ihre enorme Gewichtszunahme in nur wenigen Tagen auf. Ihr Bauch füllte sich mit Flüssigkeit.

Das ist nie ein gutes Zeichen.

Die Flüssigkeit war zähflüssig und gelblich. Das ist ein noch schlechteres Zeichen.

«Ich kann leider nichts mehr für Ihre Katze tun.»
Der Tierarzt sah mich traurig an. Zwei Minuten zuvor war meine Welt noch in Ordnung gewesen, nichts hatte mich ahnen lassen, dass ich LouLou nun so schnell verlieren würde.

«Wie lange noch?», fragte ich.
«Eine Woche, vielleicht auch zwei. Viel mehr nicht.»

Gute zwei Wochen später stellte LouLou das Fressen gänzlich ein. Von einem Tag auf den anderen war der Ausdruck in ihrem Blick ein anderer: Sie konnte nicht mehr. Das war am 9. Mai 2011.

LouLou – es tut mir so leid, dass wir nur so wenig Zeit hatten, dass ich es in dem Zeitfenster nicht geschafft hatte, dir das Selbtbewusstsein zurückzugeben, dass deiner würdig war. Vor allem aber danke ich dir von ganzem Herzen, dass du mich lehrtest, meine engstirnigen Vorurteile aufzugeben, mich mehr mit eurem Wesen zu befassen, womit du nicht nur Moriahs Lebensglück gerettet hast, sondern auch den anderen Zwerglis und mir völlig neue Wege der intergattischen Kommunikation eröffnetest.

Du warst immer die Grande Dame, die du immer warst – auch wenn du es nicht mehr immer wusstest.

LouLou, meine kleine grosse Diva – du bist unvergessen und ich danke dir von Herzen dafür, was du mich gelehrt hast. Mancher Unwissende mag sagen, eine 17-jährige Katze könne nichts mehr lernen – der das sagt, hat keine Ahnung, wie wir beide wissen ❤ Aber keiner soll sagen, dass ein Katzenhalter nicht dazulernen kann.

Ich verneige mich vor dir und schicke dir heute besonders liebevolle Grüsse – du bist nicht fort, nur woanders ❤

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ps: Grüsse sie mir alle, liebe LouLou – heute besonders natürlich Omar zu seinem 26. Geburtstag ❤ Aber auch alle anderen. Irgendwie fühle ich, dass ihr alle nun beieinander sitzt und auf uns aufpasst. Ich schicke eine Lastwagenladung eurer Lieblingsleckerlis zu euch hoch – lasst es krachen 😉 ❤

3 Monate ohne dich. Und doch auch mit dir. Eine Liebesgeschichte.

Gestern war es gemäss Datum genau drei Monate her, dass ich mein Thildchen zugleich überraschend und doch auch nicht überraschend gehen lassen musste. Gefühlt hingegen ist seither kein Tag vergangen und zugleich ein ganzes Leben. Und: Ich möchte schon wieder Werbung machen.

Im April hatte ich eine Lungenentzündung, die ich selber eigtl. nicht weiter spektakulär fand. Gut. Ich verschlief sie mehr oder weniger. Als der Arzt in einem meiner wenigen wachen Momenten zu mir meinte, er hätte noch nie eine so tiefe Leukozytenzahl wie bei mir gesehen, musste ich erstmal googeln, was das heisst. Ich hatte sozusagen keinerlei körpereigene Abwehr mehr. Die nächsten Tage sollten über mein Schicksal entscheiden. Und das taten sie.

Überraschend schnell erholte sich mein Immunsystem und in der Folge ich mich selbst. Stattdessen starb meine geliebte Mathilde, die während meiner Krankheit so liebevoll über mich gewacht hatte. Ihre Lunge kollabierte.

Statt meiner.

Die Tierärzte meinten zwar, Ursache sei eher ein äusserst bösartiger Tumor als dass ich sie angesteckt hätte. Doch die Koinzidenz bleibt bemerkenswert.

Wer uns vielleicht noch nicht kennt: Ich liebe alle meine Katzen mehr als ich in Worte fassen kann. Aber Thillie und ich – ja, das war/ist schon etwas speziell.


Wenn ich ehrlich bin, begreife ich noch immer nicht, dass sie nicht mehr „hier“ ist. Sie ist fort, was mir täglich schmerzlichst bewusst ist – und doch ist sie nicht weg. Ganz seltsam. Für einen Menschen wie mich, der keinen festen Glauben an ein „Dasein danach“ hat.

Kurz nach Mathildes Tod bot mir eine sehr liebe Internetbekanntschaft an, mir ein Schmuckstück zur Erinnerung zu fertigen. Die Krux daran: Sie brauchte dafür Haare von Thillie, da sie die wunderhübsche Idee umsetzt, aus Tierhaaren Anhänger zu fertigen:

Zu viele Tierhaare im Haus?
Dann mach ich Euch was Schönes draus.
Ganz egal ob Katze oder Hund,ob schwarz-weiss, grau oder eher bunt:
Ein Schmuckstück filz‘ ich aus den losen Haaren,die zuvor dir lästig waren.
Ein Schmuckstück, zauberhaft und stets ein Unikat, was ganz Besonderes, das garantiert nicht jeder hat.
So ist dein so sehr geliebtes Tier
wann immer du es wünschst ganz nah bei dir.

Doch Mathilde war tot. Ich konnte keine Haare mehr sammeln. Eine Handvoll brauche sie. Ich fing also ernsthaft an, von Mathildes früheren Lieblinsplätzen die Haare fein säuberlich einzusammeln, sogar von meinen Kleidern. Nie im Leben hätte ich eine Handvoll zusammenbekommen. Doch dann fand ich meine Fusselsammelrolle wieder, mit der ich immer vornehmlich Thillies Lieblingsplätze enthaart hatte. Ein Griff in die Rolle und woala:

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Das schickte ich ihr also.

Nicht mal zwei Wochen später bekam ich dieses wunderschöne Erinnerungsstück retour:
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Ok – entschuldigt bitte: Fotos, auf denen ich abgebildet bin, sind per se immer misslungen 😛 Aber ihr solltets ja auch am lebenden Objekt sehen.

Diese Kette bedeutet mir unendlich viel Ich finde sie nicht nur wunderschön (erkennt man, dass mal der Metallring heller und das „Herz“ dunkler ist – mal umgekehrt? Ich finde das umwerfend)

Diese Kette ist das wertvollste Schmuckstück, das ich habe. Und glaubt mir: Ich habe viele 😛 Ich finde sie wirklich unendlich zauberhaft. Nochmal ganz ganz herzlichen Dank dafür an die liebe Künstlerin

Sie bietet übrigens ganz unterschiedliche Designs für sozusagen jede Vorlieben an, wenn ihr mögt, schaut doch mal auf ihre Facebookseite: Fellnasen-Schmuck aus Tierhaar
oder in ihrem Dawanda-Shop: Fellnasenschmuck

Mit dem Verkauf ihrer Artikel unterstützt sie übrigens mit 2 Euro (!!) pro verkauften Artikel Tierschutzprojekte

Ich werde jedenfalls nie nie wieder das ausgebürstete Fell meiner geliebten Katzis achtlos in den Müll schmeissen. Damit kann man echt so viel Besseres anstellen

Mathilde – mein Herz. Nichts kann dich „ersetzen“. Aber dein Fell weiterhin auf meiner Haut zu spüren, ist irgendwie ein Zauber. Ich vermisse dich, mein Herz

Du bist nicht fort. Nur woanders. Warum nur vermisse ich dich dann so?

Trauer. Du seltsam Ding.

Letzten Donnerstag war es genau 4 Wochen her, dass ich meine geliebte Katze Mathilde gehen lassen musste. Es geht mir gut damit. Ich bin nicht sicher, was ich davon halten soll.

Am 17. April kurz nach 11 Uhr musste ich meine so → sehr geliebte Katze Mathilde nach zwei Tagen stationärem Aufenthalt im Zürcher Tierspital gehen lassen.

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Ich liebe alle meine Katzen gleichermassen. Aber zu Mathilde hatte ich schon eine besonders innige Beziehung. Sehr innig – sie war mein Herz, mein Pulsschlag, mein Alles. Zeit ihres Lebens war ich mir sicher: Wenn sie stirbt, geht meine Welt unter.

Doch. So war es nicht.

Was Mathilde betrifft, bin ich ehrlich gesagt selber ein wenig irritiert: Seltsamerweise fühlt es sich „ok“ an. Sozusagen. Manchmal frage ich mich, ob ich langsam mit 5 toten Katzen in nur 4 Jahren irgendwie abgestumpft bin? 😦

Ich bin traurig, dass sie nicht mehr da ist, natürlich.  Aber irgendwie weniger als mir selber angenehm ist sozusagen. Es ist ok. Ich verstehe das irgendwie nicht ganz.

Ähnlich war es schon nach → Omars Tod – er war ja mein erster eigener Kater und ich dachte, wenn er stirbt, sterbe auch ich. Zumindest ein bisschen. Aber so war es nicht.

Ich vermute, es hängt damit zusammen, dass ich jene meiner Katzen (und auch die Menschen in meinem Umfeld, die starben), die aufgrund ihres hohen Alters und/oder schwerer Krankheit starben, auf ihrem Weg begleiten durfte – und wir wussten immer, wohin dieser Weg letztlich führt, und dass wir nicht mehr alle Zeit der Welt haben.

Ihr Tod war jeweils Teil des Lebens sozusagen – er kam nicht überraschend, sondern war einfach nur die logische Konsequenz des Kreislaufs.

Anders war es bei meiner → Mogwai damals, die für mich völlig überraschend im Alter von nicht einmal 3 Jahren starb. Das konnte ich kaum akzeptieren, weil es so plötzlich kam, ich überhaupt nicht damit gerechnet hatte, im Gegenteil davon ausging, dass wir noch viele schöne Jahre zusammen haben würden – und dann war sie plötzlich weg. Weil ich nicht aufgepasst hatte. Das hat mich total unter Schock gesetzt und ich kann noch heute nicht begreifen, was überhaupt passiert ist 😦

Kurz: Ich bin irritiert. Einerseits bin ich natürlich irgendwie schon erleichtert, dass mich nicht jeder Tod eines geliebten Wesens (ich könnte das alles analog zu geliebten verstorbenen Menschen der letzten Jahre schreiben – da wars genau so) jedesmal komplett in die Tonne haut. Zugleich – komme ich irgendwie nicht so richtig damit klar, dass ich mit dem Tod klarkomme. Unter bestimmten Umständen zumindest.

Nachdem Mogwai starb, war ich emotional in einem so unvergleichlichen Ausnahmezustand – über Wochen, wenn nicht Jahre. Und ich sagte mir immer: All deine Trauer, deine Wut, deine negative emotionale Energie – die ist doch nichts anderes als die dunkle Seite der Liebe. Irgendwie muss sich aus dieser Wucht der Emotionen doch irgendwie etwas „Gutes“ ziehen lassen – es ist doch „nur“ eine Frage der Sichtweise bzw. Wahrnehmung.

Und nun, da es mir zu „gelingen“ scheint – find ichs unheimlich.

Über Tod und Trauer wird in unserer Gesellschaft kaum je gesprochen, jeder ist auf seine Art allein damit. Wäre es nicht besser, wir würden uns mit diesen unvermeidlichen Themen bewusst auseinandersetzen? Was meint ihr?

Vielleicht interessant zum Thema: 5 Phasen der Trauer Ich kenne diese Phasen – so ging ich früher egal ob Mensch oder Tier mit Trauer schön regelkonform um. Aber spätestens bei Omar und nun bei Thillie trat direkt Phase 5 ein.

Ich weiss nicht genau, was ich davon halten soll. Aber ich weiss, dass meine Sternchen – egal ob Mensch oder Tier – für immer in meinem Herzen weiterleben, auch wenn ich nicht am Boden zerstört bin ❤ Aber verstehen kann ichs irgendwie nicht 😦 Bin ich einfach nur kaltherzig geworden?

Alles, was ich aus diesen Erfahrungen im Moment für mich selber schliessen kann – einmal mehr in aller Klarheit: carpe diem. Lebe jetzt. Und geniesse es, solange du kannst.

Versteht mich jemand – hat ähnliche Erfahrungen mit Trauer gemacht?

So wie du warst, bleibst du hier

Der 9. Mai – wiedermal…

Der 9. Mai. Ein „spezielles“ Datum für uns hier: Omar wurde am selben Tag 22 Jahre alt, an dem ich LouLou mit 19 einschläfern lassen musste.

«Ich kann leider nichts mehr für Ihre Katze tun.» Der Tierarzt sah mich traurig an. Zwei Minuten zuvor war meine Welt noch in Ordnung gewesen, nichts hatte mich ahnen lassen, dass ich LouLou nun so schnell verlieren würde.

«Wie lange noch?», fragte ich.
«Eine Woche, vielleicht auch zwei. Viel mehr nicht.»

Gute zwei Wochen später stellte LouLou das Fressen gänzlich ein. Von einem Tag auf den anderen war der Ausdruck in ihrem Blick ein anderer: Sie konnte nicht mehr. Das war am 9. Mai 2011.

Geliebtes grumpy old Bambibärchen LouLou Heute vor drei Jahren musste ich dich nach kurzer, aber schwerster Krankheit ohne Heilungschance schwersten Herzens auf die Reise schicken.

Nur anderthalb Jahre zuvor kam die einst so stolze Freigängerkönigin LouLou «notfallmässig» zu mir, weil sie in ihrem alten Zuhause bei einer Arbeitskollegin von 8 anderen Katzen aufs Heftigste gemobbt wurde. Zunächst war ich zuversichtlich, dass sie schnell begreifen würde, dass ihr hier nichts mehr passiert und ihr keiner Böses will. Doch nachdem sie sich wochenlang weigerte, meinen Schreibtisch zu verlassen, begriff ich, dass wir professionelle Hilfe brauchten. So fand ich zur Tierpsychologie.

Gerade als LouLou endlich auftaute und langsam aus ihrer Schockstarre erwachte, kam die furchtbare Diagnose. Keine Hoffnung.

LouLou – es tut mir von ganzem Herzen unendlich leid, dass ich es nicht geschafft habe, dir zu Lebzeiten deine Würde und dein Selbstbewusstsein vollumfänglich zurückzugeben. Das brach mir vielleicht noch mehr das Herz als dein Tod selbst.

Ein Video aus deinem alten Zuhause – damals als du noch glücklich warst.

Nachdem du hier als zutiefst verstörtes Elend ankamst, und ich einsah, dass wir ohne professionelle Hilfe nicht weiterkommen, schrieb ich mehrere Tierpsychologen an. Frau Christine Hauschild war die einzige, die uns helfen wollte – und es auch tat. Neben vielen weiteren hilfreichen Tipps, gehörte natürlich auch Clickern zum Behandlungsplan. Es dauerte, bis LouLou und ich es begriffen 😛 Aber dann klappte es immer besser:

Doch der Tod war schneller als wir zwei 😦

Bitte an alle noch etwas unerfahrenen Katzenhalter „da draussen“: Informiert euch über Katzenhaltung. Katzen sind NICHT (!) per se Einzelgänger – im Gegenteil: Als Strassentiere schliessen sich die meisten zu sogenannten Kolonien zusammen. Aber man sollte schon ein wenig vertieft sich damit auseinandersetzen, wen man zu wem setzt – das wäre bei uns Menschen ja nicht anders. Oder würde jemand von euch einem Passanten auf der Strasse ad hoc ein Zimmer in der eigenen Wohnung anbieten? Eben.

LouLou – geliebtes grumpy old Bambibärchen Auch du hast mich so viel gelehrt – und dank dir und unseren Erfahrungen mit Verhaltenstherapie profitierten wir alle hier. Nachhaltig. Du hast unser Leben für immer verändert – zum Besseren. Es tut mir so leid, dass ich deines nicht ebenso zum Besseren verändern konnte.

Nie wieder wollte ich mich auf eine solche Konstellation einlassen und eine Katze hier aufnehmen, die panische Angst vor anderen Katzen hat. Nie wieder wollte ich diese Hilflosigkeit erleben, wieder monatelang mit einer Gittertür leben und mich als Tierquäler fühlen, der einem Wesen einfach nicht geben kann, was es sich wünscht. Aber hat euch je interessiert, was ich will? Nein. Und das ist gut so.

Und so wurde mir Moriah vermittelt. Als katzensozial. Was sie aber leider nicht war. Sie war genau wie du, LouLou: Sie hatte Angst vor allem und jedem – am meisten aber vor anderen Katzen. Wenn ich versuchte zu verstehen, fühlte es sich so an, als müsste ich in einem Haus voller Zombies leben – ohne zu wissen, dass die inzwischen alle Veganer wurden. So verstand ich deine Angst. Und so ging gewissermassen „alles von vorne los“: Gittertür, Clickertraining, Vertrauensaufbau, Kartons und Handtücher rumtragen, um gezielt eingreifen zu können. Über Monate. Ich hätte schreien können. Ständig musste ich an mein Versagen bei dir, LouLou, denken – und konnte oftmals einfach keine Hoffnung fassen, es diesmal hinzukriegen 😦

Doch was sollte ich sonst tun? Moriah war genau wie du aufgrund der Umstände nicht einfach so „weiterzuvermitteln“. Wohin denn?

Also mussten wir es versuchen – wenigstens versuchen. Mit allem, was ich habe.

Ich weiss, du sitzt jetzt auf deinem himmlischen Wölkchen (das ist halt meine Vorstellung 😛 ) und grinst frech, denn du weisst: Bei Moriah konnte ich vollenden, was ich bei dir nicht geschafft habe. Die Gittertür ist schon lange nicht mehr im Einsatz und wandert dieses Wochenende definitiv wieder in den Keller.

Und so schliesst sich der Kreis.

Manchmal denke ich, man muss Situationen so oft immer wieder erleben, bis man sozusagen ein nächstes „Level“ erreicht. Wie bei einem Computerspiel sozusagen. Oder wie früher in der Schule.

Wer es ist, der sich die Prüfungen für einen ausdenkt, vermag ich nicht zu sagen. Aber rückblickend ergibt oft vieles Sinn, das einem in der Prüfung selber einfach nur als Schikane erscheint.

Ich danke dir, LouLou – für alles. Und speziell auch dafür, dass du Moriah ein neues Leben geschenkt hast. Denn ohne dich, weiss ich nicht, ob wir das hinbekommen hätten

Ihr wacht sogar noch nach dem Tod übereinander.

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Und Omar – mein Omar  Von dir habe ich auch noch tolle alte Videos gefunden, als ich kürzlich in den Archiven stöberte. Ach, mein Herz, mein Schöner – du wärst heute 25 geworden, ein Vierteljahrhundert. Doch was ist das im Vergleich zur Ewigkeit, die du in meinem Herzen ruhst 

Ich denke eh so oft an dich Ich gratuliere dir aber heute nach drüben von ganzem Herzen. Ihr habt heute ennet der Regenbogenbrücke bestimmt ne tolle Geburtstagsparty gefeiert 😉 Und nun liegst du „bequem“ da wie so oft einst hier
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All meine lieben Sternchen: Ich denke oft an euch Ihr seid nicht fort. Nur woanders.

LouLou und Omar: Unsere Kerze brennt heute besonders hell für euch. Ich liebe euch unverdrossen abgöttisch – ob damals hier oder nun woanders

Liebe Blog-Lesende: Bitte verzeiht, dass es hier gerade so „multipelmorbide“ zugeht (ein Wort aus Mathildes letzter Diagnose – das kannte ich vorher gar nicht). Ich muss das gerade verarbeiten, dass ich innert nur rund 4 Jahren nun schon 5 Sternchen gehen lassen musste. Ich möchte aber nicht, dass ihr weint Denn: Absurderweise ist das alles nicht „nur“ traurig – dieser „Prozess“ hat auch sein Gutes. Irgendwie. Schwer zu erklären. Das alles zu verstehen und vielleicht sogar irgendwann zu begreifen – es hilft mir einfach, das niederzuschreiben. Ich danke euch allen, die meine Zwerglis ins Herz geschlossen haben. Ich verspreche euch: Es werden auch wieder fröhliche und unbesorgte Zeiten kommen

Der 100. Beitrag im Kamikatze-Zwerglis-Blog geht an…

… meine absolut grossartigen Zwerglis, euch absolut grossartigsten Leute und die grösste Grösse der Welt: Die Liebe.

Drei Wochen ist es heute her, dass ich Mathilde in die Notaufnahme des Tierspitals brachte – und trotz allem nicht damit rechnete, was dann folgen sollte. Ich habe gerade all die lieben und aufmunternden Kommentare hier im Zwerglis-Blog nochmal gelesen – wie wir gemeinsam hofften und bangten. Ich danke allen nochmal für eure Anteilnahme, eure Gebete und aufmunternden Worte!

Drei Wochen schon.

Für mich hat Trauer meiner Erfahrung nach viel damit zu tun – mal abgesehen vom offensichtlichen Schmerz über den Verlust eines geliebten Wesens -, dass es einem täglich tausend kleine Stiche ins Herz setzt, wenn man den alten Alltag gegen einen neuen austauschen muss. Ihr wisst, was ich meine? Nichts ist mehr, wie es war – und doch ist es so ähnlich. Es klingt banal. Aber ich finds schwer.

Wobei… Sie helfen mir. Schwer zu erkären. Ich versuche es mal.

Der Alltag ist hier inzwischen ein anderer. Keiner braucht mehr Medikamente, die mit Leckerli für alle einhergingen – darum glaubt Faramee, mich nun immer lauthals an die alten Rituale erinnern zu müssen: Määääääääääääääääääk = LECKERLIEEEEEEEEEEEEEEEEEE! Jetzt. Das war früher Thillies „Job“

Moriah hat inzwischen den Battle der letzten Monate zwischen ihr, mir und Mathilde um das Kopfkissen klar gewonnen: Ok, es ist ihrs 😛

Übermutter Shakti kommt nun viel öfter zu mir – wo immer ich bin. Setzt sich einfach neben mich und schaut nach mir

Die Lieblingsplätze wurden neu verteilt – wo Mathilde früher gern lag und keinem es je in den Sinn gekommen wäre, ihr das streitig zu machen, liegt nun immer ein anderer Zwerg – fast, als wollten sie die Plätze warm halten

Überhaupt sind die Zwerglis irgendwie „näher zusammengerückt“ – nicht weil Mathilde sie daran je gehindert hätte. Es wirkt mehr so, als würden sie den Kreis enger schliessen – als würden sie den Zusammenhalt verstärken. Mag eine vermenschlichte Interpretation sein. Aber irgendwie sind sie noch liebe- und respektvoller zueinander als zuvor eh schon.

Sogar Moriah und Shakti haben definitiv aufgehört, sich zu „bekämpfen“. Wenn ich die beiden im Umgang miteinander beobachte, habe ich sogar bisweilen das Gefühl, dass dies nun der Beginn einer grossen Freundschaft sein könnte. Es gibt kein Fauchen, geschweige denn Angriffe oder panisches Einkoten mehr – nur sanfte Annäherungen, die die beiden inzwischen ganz ohne meine strikt nach TP-Vorgaben Interventionen von selbst abbrechen, wenns eine oder andere realisiert, dass es dem andern grad zu viel wird. Es ist wahrlich zauberhaft, das erleben zu dürfen Die Gittertür kann nun wieder in den Keller.

Ich habe mich inzwischen sogar daran gewöhnt, nur noch sechs Näpfe paratzumachen. 😦

Mathilde – du bist noch immer hier. Deine unerschütterliche Art, dein Herz voller Liebe, dein Selbstbewusstsein, deine Einsprachen, dein typisches: „Holla – so gehts aber ned, du!“ *g*  – dein alles, dein du.

Und doch vermisse ich dich schmerzlichst und kann es noch immer nicht begreifen, dass du nie wieder deine Nase in mein Gesicht drücken wirst.

Aber sogar diese Eigenart hast du jemandem hier vererbt – Moriah macht das jetzt immer

Du bist hier – und doch nicht. Ich danke dir von Herzen, dass ich dich kennenlernen durfte, liebes intergalaktisches Kampfschiffchen

Du hast ein so krasses Leben gehabt – dieses Grauen, das du einst erleiden musstest, diese unendliche Einsamkeit und Verlorenheit – unvorstellbar eigentlich. Und du hast mir die Augen geöffnet für so vieles, mich mit Menschen zusammengebracht, die mir weiter halfen, klarer zu sehen, zu begreifen.

Du bist und bleibst wahrlich ein Wunder auf drei Beinen

Grüsse sie uns alle, alle, die wir so sehr lieben und vermissen – dort, wo ihr jetzt seid.

Eines Tages werden wir uns wiedersehen. ♥ Und bis dahin werden wir tapfer sein, versuchen das Beste aus allem zu machen und unverdrossen das Gute sehen. So wie du. Genau so wie du

thenose

thillieurne