Archiv für den Monat August 2016

Mad Max – bis zum bitteren Ende

Vor rund zwei Wochen bekam mein Kater Max die Diagnose Krebs. Lymphom. Unheilbar. Nichts zu machen.

Er: „Wie, nichts zu machen? Ich mache das Beste draus! Kannste drauf wetten.“

Als mein Kater Max hier vor rund anderthalb Jahren einzog, kannte man seinen Namen nicht. Ich entschied mich für den Namen Max. Mad Max. Besser hätt ichs nicht treffen können.

Wie treue Blog-Leser bereits wissen, ist Max ja im Endstadium Krebs (Lymphom inkl. Metastasen ohne Ende) und die Prognose – wie es im Bericht des Tierspitals dezent formuliert wird: „vorsichtig“. Auf Deutsch: Er wird sterben. Und das bald. Das hat man mir auch in keiner Weise verheimlicht.

Es geschah danach vieles. Mein Nervenkleid lag ein wenig in Fetzen. Nicht weil es Max gesundheitlich schlecht ginge. Im Gegenteil. Aber ich möchte es gerne für euch so „kurz“ 😉 wie möglich zusammenfassen.

Max hat nicht vor, einfach still zu sterben. Im Gegenteil nimmt er sich die noch schönen Seiten des Lebens. Glücklicherweise habe ich die grossartigsten Nachbarn der ganzen grossen weiten Welt ❤

Hier nun, die Story:

An einem Samstag vor rund zwei Wochen klingeln meine Nachbarn auf der rechten Seite im selben Haus bei mir: Mein roter Kater sei gerade bei ihnen.

Ich: Kreiiiiiiisch!!!!!! Wie das?

Die so: „Na, macht ja nix, wir wollten dich nur informieren, der stört nicht.“

Ich: *herzinfarkt* Ich bin schuld. Ich habe mit dem Leinengang seinen Freiheitstrieb reaktiviert. Wir werden hier nie wieder in Ruhe die Terrassentüren offen haben können. Und vor allem: Wie kommt er da rüber? In 25 Metern Höhe?

Max stürzt in den Tod. Minimum!

Meine lieben Nachbarn – im Gegensatz zu mir sehr gelassen: „Du echt, der stört nicht – der kann hier rein und raus wie er mag. Wir mögen ihn sehr – und unsere eigenen Katzen haben auch kein Problem mit ihm.“

Ich: „Danke, lieb von euch!“

In Gedanken: Ich mache Fort Knox aus unserer Terrasse!

Ich mache also Fort Knox aus unserer Terrasse.

Max‘ Ausbruchversuche werden immer waghalsiger und gefährlicher. Ich habe keine ruhige Minute mehr – Horror.

Max bricht sich fast das Genick beim Versuch, Fort Knox zu überwinden.

Ich klingel bei den Nachbarn: „Duhuuu, isses wirklich ok, wenn der Max bei euch regelmässig auf der Matte steht? Ich wüsste nicht, wie ich ihn daran noch hindern könnte.“

Die so: „Ja, echt cool – wir haben ihn gerne hier!“

Ich so: „Mein grösster Horror ist halt, dass er bei den Nachbarn auf der linken Seite landet – die kenne ich nicht, ist ein anderes Haus und ich wüsste nicht einmal, wo klingeln.“

So einigte sich unsere katzenfreundliche Hausgemeinschaft darauf, dass unsere Katzen alle ne Macke haben, wir uns aber damit arrangieren. Wir tauschten Handynummern, gar Schlüssel und Fütterungszeiten aus und Max tat, was er immer tut: Er wickelte alle um seine rotgoldenen Pfötchen.

Prima. Dachte ich.

Ich reisse Fort Knox also wieder ab.

Dann brach Max doch auf die andere Seite zu den Nachbarn links aus. Ich zitterte vor Angst um ihn: Er dackelt da dann auch über sonen Dings, wos bei einem Fehltritt direkt wie auf einer Rutschbahn runter auf die Strasse geht, kein Halten. *ich-still-und-leise-eingeh-vor-Sorge*

Ich rief nach ihm, wollte ihn zurücklocken. Wir sind hier in mind. 25 Metern Höhe – wenn er da runterfällt oder nicht zurückfindet.

Nein, Panik haben andere. Ich war in HELLER Panik.

Da sah ich den Nachbarn auf der linken Seite rauskommen auf die Terrasse. Ich so: „Hallo, hallo, Herr Nachbar!“

Er so: „Ja?“

Ich: „Der Rote da – das ist mein Kater. Finden Sie es schlimm, dass er bei Ihnen auf der Terrasse rumstreunt? Und vor allem: Wie kriegen wir den jetzt zurück?“ Ich setzte mein möglichst unschuldigstes Lächeln auf – und hoffte, die Panik wäre dadurch weniger erkennbar.

Er: „Nö, stört gar nicht. Wir mögen den sehr. Der macht das ja auch schon seit immer. Wussten Sie das nicht? Der springt dann irgendwann wieder aufs Dach und geht zu Ihnen zurück.“

Ich: ????????

Er: „Ja, der ist ständig hier. Kein Problem.“

Ich in Gedanken: Max, du bist echt ein….

Kurzum: Wenn Max mich wie alle meine Katzen etwas lehrte. Dann, dass ich sie nicht vor allem beschützen kann. Ich konnte Max nicht vor dem Krebs beschützen. Und ich kann ihn nicht vor seinem Freiheitsdrang beschützen. Wenn er über Dächer und Regenrinnen zu den Nachbarn balancieren will (was er offenbar seit Monaten tut!) – dann sei es so.

Wie gesagt habe ich zum Glück die allerallerbesten Nachbarn der Welt. Würden sie es nicht tolerieren wollen, bliebe nur Max einzuschläfern. Aber dank diesen grossartigen Leuten darf sich Max zum Ende seines Lebens doch noch ein wenig „austoben“. DANKE! ❤

Und  unser grandioses Schutzengelchen hat über glitschige Regenrinnen und Dächer eine neue Aufgabe 😉

Wie gerade heute eine liebe Freundin (Babs ❤ ) meinte: „Max‘ Geschichte ist fast wie ein Drehbuch: Verwahrlost und alleingelassen fand er dank lieben Menschen den Weg ins Kamikatze-Zwerglis-Land, Der Ausgang völlig ungewiss – aber die Zwerge arrangierten sich zumindest. Dann fand euer Schutzengel Mittel und Wege sein Schicksal bekannt zu machen bei jenen, die es wissen müssen. Und dann bricht Max nochmals aus – und trifft auf die tollsten Nachbarn der Welt – und in gewisser Weise auch seine neue Familie – auf Zeit. (Er fühlt sich dort scheints wirklich wohler als bei uns – weniger Katzen, weniger Medis, so sei es!). Als hätte es für diesen armen so lange unverstandenen Kater genau so sein müssen.“

Mad Max. Er weiss, was er tut. Ich habe selten ein intelligenteres Lebewesen getroffen ❤

Lebe dein Leben solange du es kannst – und geniesse es! ❤