Fundkater Max war hier nie wirklich 100% happy. Aber als er 2014 zu uns kam, wäre seine einzige Alternative der Tod gewesen. Nun, da der Krebs-Tod ihn holt, geht er nochmals seinen ureigenen Weg.
Wie ihr ja alle wisst: Max zog sowohl für ihn wie für uns völlig unverhofft nach einem verzweifelten Anruf unserer Tierklinik hier ein.

Als ehemaliger Hardcore-Freigänger hat er sich hier in reiner Wohnungshaltung mitten in der Stadt zwar „arrangiert“. Aber dass er hier nicht mehr raus konnte und dass dauernd irgendwelche halb so grossen Katzen wie er es ist um ihn rumwuselten, ihn anspielten, ihre Rüssel in seine Näpfe hielten – er fands nicht toll, aber fand sich damit in einer doch recht fröhlichen Art und Weise damit ab. Und so dachten wir, so sei es nunmal.
Und wir hatten bis Juli dieses Jahres auch wirklich meistens eine tolle Zeit ❤
Doch im Juli dieses Jahres wurde bei ihm – durch Zufall – im Tierspital Zürich eine absolut unabwendbar tödliche Krebsdiagnose gestellt. Keine Hoffnung, dass er noch lange lebt. Nichts zu machen. Es geht nicht mehr um Jahre – vielleicht um Tage, Wochen. Monate, wenn es gut kommt. Wir leben seither von Tag zu Tag. Naja – lebt man nicht immer so?

Natürlich war ich darüber sehr traurig, aber da ich nicht zum ersten Mal Palliativ-Katzen auf dem letzten Weg begleite, war ich jetzt auch nicht zur Ohnmacht geschockt. Oder wie ich lernte: „We’ll cross that brigde, when we are there.“ Und bis dahin machen wir weiter wie bewährt.
Doch Max fing an sich zu verändern. Für mich unmerklich erst – doch im Laufe der Wochen unübersehbar: Er suchte nur noch verzweifelt einen Ausgang von hier weg irgendwie in das, was er vielleicht als Freiheit sah.
Er wurde immer zickiger zu mir und seinen Co-Zwerglis – ich dachte: naja, ok? Shit. Aber was soll ich machen?
Dann brach er über die Regenrinne aus zu unseren lieben Nachbarn, die ihn glücklicherweise liebevoll aufnahmen ❤
Zu uns jedoch kam er nur noch zum Fressen. Und wenn dann zB. Felize zufällig in seiner Navigationslinie vor sich hin träumte, hat er sie vermöbelt. Einfach so. Weil sie gerade da war. Und wer Felize kennt: Es reicht, dass ihr ein Blatt aufs Haupt gleitet, das süsse Autisten-Katzi muss dann erstmal seinen inneren Kompass drei Tage lang neu ausrichten, bis es wieder gerade laufen kann.
Logisch, war ich nicht sehr angetan von Maxens Verhalten seinen Co-Zwerglis gegenüber, habe aber halt einfach versucht zu schlichten bzw. die Kleineren rechtzeitig „aus der Schusslinie“ zu nehmen. Aber es wurde immer aggressiver – von ihm, von den anderen Zwerglis und irgendwann war auch mein innerer Pazifist dem Burn-out nahe.
Bei den lieben Nachbarn hingegen gab er den Schmusekater und vertrug sich sogar mit deren zwei Katzen.
Gut. Tat mir zwar schon teils weh – bei uns war er immer weniger entspannt. Ich kann mich nicht einmal erinnern, wann ich ihn das letzte Mal schnurren hörte. Aber wenns so ist, dass er dort glücklich ist, so sei es. Und zum Glück sind das auch ganz tolle Leute, die Max und mich sehr unterstützten und gar mit Schlüsselübergabe versuchten alles möglich zu machen, was Mösjö Max halt gerade will. Hätte Max gewollt, hätten wirs gemeinsam so gerockt: Grossartigst – ich kann mich nur nochmals verneigen ❤
Doch dann vermasselte Max es sich: Er fing einige Wochen später an, sie (also die Nachbarn) zu markieren. Also so direkt. Ins Gesicht, in die Haare, einfach straight Arschloch. Max, hallo?
Logischerweise hatten die dann auch nicht mehr so Bock auf ihn und schlossen zumindest zeitweise trotz grösster Geduld ihre Türen für ihn.
Somit war Max nur noch unglücklicher und machte hier bei den Zwerglis und mir (der einzige Ort, wo er in der 3. Etage noch hin konnte) echt den Terz: Dauer-Miauen vor der Wohnungstür in einer Tonart, die direkt aus der Hölle zu kommen und vom Teufel selbst komponiert schien (das ganze Viertel konnte ihn hören. Nein, vermutlich hörte man ihn sogar bis nach Belgien), er verhieb zudem ständig die anderen Zwerglis, die nicht schnell genug weg waren – kurz: Ich konnte mich nur noch mit Anti-Aggressions-Kissen-verhau-Training davon abhalten, Max einfach von der Balkonbrüstung in 25 Meter Tiefe zu schubsen.
Es ist nicht leicht, jemanden zu lieben, der einem seinen vermeintlichen Hass so offen zeigt. Es ist nicht immer leicht, dieses Verhalten als Verzweiflung zu erkennen und es braucht viel Kraft, dann rauszufinden, was zu tun sei.
Ja. Ich stehe dazu. Es war nicht leicht. Und ich zog in Betracht, Max zurück zur Klinik zu bringen, die ihn mir anvertraute. Im Wissen, was dann mit ihm passiert – oder in der verzweifelten Hoffnung, dass sie doch noch eine Lösung woanders finden. Und ja: Es war mir zeitweise egal. Es musste aufhören, ich konnte zwischendurch einfach nicht mehr. Ich wollte Haustiere – auch schwierige, ok. Aber keinen Despoten, der hier alles kurz und klein haut, wenns ihm nicht nach der Nase geht.
Ja, ich war zeitweise am Ende meiner Nerven. Und darum ist es auch so wichtig, dass man dann liebe Menschen an seiner Seite hat, die einen runterholen, beruhigen und neue Lösungsansätze mit einem gemeinsam suchen, die einem Hoffnung machen und sagen: Wir sind da für euch – irgendwie kriegen wir das schon hin!
Danke, Francisca, Michi und Marina! ❤
Meine liebe Nachbarin kam dann auf die Idee, ihn einem Haustier-Gnadenhof mit Auslauf anzuvertrauen – bei Kostenübernahme meinerseits natürlich, klar – was anderes käme für mich gar nicht in Frage. Ich habe dann diverse „Gnadenhöfe“ entsprechend kontaktiert. Ha.ha – Tierschutz. Ich berichte ein andermal dazu, in Kürze war das Feedback: Er hat ja eine Halterin, wir nehmen nur ausgesetzte Katzen an (….)
Ich wollte Max aber nicht aussetzen – gehts noch?
Also sah ich mich weiter um – und kam zum Schluss: Es gibt nur einen Ort, wo es für Max und mich auch stimmt. Meine liebe Freundin „auf dem Lande“, die aber keine Haustiere will. Gmpf.
Ahnend, dass sie absagt, fragte ich sie dennoch an. Und siehe: Sie sagte ja. ❤ Auch weil Max eben keine 100 Jahre mehr alt wird – sie möchte einfach keine langfristige Verantwortung für ein anderes Lebewesen übernehmen. Ok. Aber als ich sagte, es gehe um Wochen, bestenfalls ein paar Monate, und weil wir uns so lange kennen und sie Katzen im Grunde liebt, überwand sie sich – grossartig! ❤ War aber doch sehr unsicher, ob sie das deichseln kann. Aber ich weiss, sie wird das super machen und sie wird sehen: Sie kann das – sogar sehr sehr gut!
Und seit Max sie heute morgen anschnurrte – ha…. Hehe 😀 ❤
Am Sonntag ist Max nun zu ihr gezogen – und war sofort daheim ❤ In der Wohnung zeigte er null Scheu (hätte mich auch sehr gewundert).

Als wir nach rund zwei Stunden zum ersten Mal mit ihm an der Leine rausgehen wollten, damit er seine Umgebung möglichst bald kennenlernt, war er sehr viel behutsamer und vorsichtiger als ich das vom Leinengang mit ihm kannte. Ich hatte ja befürchtet, dass er – oh, Freiheit! – direkt losrast ohne Sinn und Verstand. Aber nein: Er wollte erstmal die neue (ebenerdige) Terrasse kennenlernen und sich gar nicht weiter fortbewegen. Und lernte direkt einen neuen Freund kennen (der uns dann beim Leinengang immer schön beschützend begleitete – wir kennen den Namen des Katers nicht, ich nannte ihn darum mal „Moritz“ 😉

Beim zweiten und dritten Mal (am selben Tag) konditionierte meine Freundin Max aufgrund meines Erlernten diesbezüglich auf „Go“, „Stop“ und vor allem „Home“. Und siehe: Er scheint sehr schnell zu lernen, wo nun „home“ ist. Heute morgen hat er nach einem gutmütigen Frühmorgens-Spaziergang meine Freundin bereits an der Leine „home“ geschleift, weil er lieber zurück aufs Sofa wollte 😀
Hier einige Impressionen, wo Max nun wohnt:
Kurz: Ich hoffe, für Max die richtige Entscheidung getroffen und ihm seinen letzten so innigen Wunsch für seinen Lebensabend erfüllt zu haben ❤ Ich kümmere mich weiterhin um seine medizinische Versorgung, es wird ihm an nichts mangeln – im Gegenteil.
Natürlich vermisse ich ihn schmerzlichst – aber jeder Bericht meiner Freundin, wie gut sie beide klarkommen, lässt mein Herz hüpfen vor Freude, das Richtige für Max entschieden zu haben.
Und sollte er wirklich so beknackt sein, den einen Kilometer nach Norden zur nächsten Hauptverkehrsstrasse zu laufen und sich dort überfahren zu lassen, statt die zig Kilometer nach Süden, Osten oder Westen, wo es nur Wiesen, Waldstücke und Gärten gibt – dieser Schritt in seine Freiheit war alles, was ich noch in meiner Macht sah ❤ Und es fühlt sich einfach nur richtig an, auch wenn es mir selber das Herz zerfetzt.
Max – ich liebe dich! So sehr, dass ich dich ohne Groll ziehen lasse. Und nun lächelnd an dich denkend die Verwüstungen aufräume, die du hier hinterlassen hast.
Und btw: Game of Thrones – neu definiert by Maxomat 😉

Ich liebe dich – geh deinen Weg, hinterlasse deine Spuren, so soll es sein. Und vor allem: Pass gefälligst auf dich auf! ❤