Es kommt der Tag, an dem wir unsere Verantwortung als Tierhalter in letzter Konsequenz wahrnehmen müssen: der Tag des Abschieds.
Krankheit, Unfall oder einfach ein sehr hohes Alter: Irgendwann geht das Leben unserer geliebten Schützlinge zu Ende. Häufig ist es der Tierhalter, der aufgrund schwindender Lebensqualität seines Tiers entscheiden muss, wann es so weit ist. Ich hatte mich damals nicht auf diesen Tag vorbereitet und musste auf scheussliche Weise lernen, welch → grosser Fehler das war. Anderen möchte ich eine solche Erfahrung gerne ersparen, darum ein paar Tipps, wie man sich als unerfahrener Tierhalter auf den unvermeidlichen Abschied einigermassen vorbereiten kann.
- Hemmungen: Als Tierhalter hat man unter Umständen Hemmungen, im richtigen Moment die richtige Entscheidung zu treffen: Mit jemandem zu vereinbaren, dass am Tag X um X Uhr das geliebte Haustier stirbt, fällt nicht jedem leicht. Aber als Tierhalter hat man auch Verantwortung: Wenn es so weit ist – stellen Sie Ihre Verantwortung für Ihren Schützling über Ihren Abschiedsschmerz, Ihre Ängste oder Ihre Hoffnung dieser Kelch möge an Ihnen vorüberziehen.
- Wann: Gerade bei alten oder chronisch kranken Tieren (im Unterschied zB. zu akuten Fällen) überkommen einen oftmals Zweifel: Obwohl man weiss, dass man den „richtigen“ Zeitpunkt wählte, weil einfach keine Lebensqualität mehr gegeben war, kommt es manchmal vor, dass man sich rückblickend wie ein „Henker“ fühlt: Vielleicht war es doch zu früh? Vielleicht hätte man doch noch etwas machen können? Darum ist es unglaublich wichtig, dass Sie sich von Ihrem Tierarzt ohne jeden Restzweifel erklären lassen, was medizinisch gesehen gerade mit Ihrem Tier passiert, warum die Einschläferung ein Akt der Gnade ist. Wenn Sie auch nur den leisesten Zweifel an der Entscheidung haben, holen Sie eine Zweitmeinung ein.
- Wo: Viele Tierhalter möchten ihrem Tier ersparen, zur Einschläferung nochmals in die Tierarztpraxis fahren zu müssen. Ich sehe das heute nicht mehr so, falls Sie aber doch: Klären Sie frühzeitig mit Ihrem Tierarzt, ob er zu Ihnen nach Hause kommt, wenn es so weit ist – andernfalls kümmern Sie sich rechtzeitig um Alternativen: Anfragen beim Schweizer Tierschutz STS und der Gesellschaft Schweizer Tierärztinnen und Tierärzte ergaben, dass eine regional sortierte Liste von Tierärzten, die Hausbesuche machen, sehr wünschenswert wäre, aber leider nicht existiert. Auf der Website www.vet-look.ch findet man aber immerhin Tierarztpraxen in der eigenen Region, die man anfragen kann. Bedenken Sie aber, dass gerade dieser letzte Gang ein sehr schwerer ist, der seitens des Tierarztes mit viel Respekt und auch Anteilnahme begleitet werden sollte. Daher ist es für Mensch und Tier meiner Erfahrung nach weniger ausschlaggebend, wo dieser letzte Schritt gegangen wird, als dass eine bereits vertraute Fachperson einen dabei begleitet. Klären Sie diese Fragen für sich persönlich frühzeitig.
- Wie: Überlegen Sie sich, wie Sie den Abschied gestalten wollen, was Ihnen wichtig ist. Vielleicht denken Sie sich kleine Rituale aus – davor, während und danach. So können Sie verhindern, dass Sie später das Gefühl haben, etwas Unwiederbringliches versäumt zu haben.
(PS: das klingt jetzt vielleicht ein wenig albern, aber: Ich hatte bisher wie in allen wichtigen Momenten nie Taschentücher dabei. Nehmen Sie Taschentücher mit.) - Was: Fragen Sie den Tierarzt, wie der Ablauf sein wird und lassen Sie sich alles gut erklären. Der Tierarzt sollte sich die Zeit nehmen, Ihnen zu erläutern, wann was passiert, damit Sie Ihr Tier bewusst begleiten können. Es kann leider auch passieren, dass das Tier nicht „einfach“ einschläft oder dass es so wirkt als lebte es noch, dabei sind die Bewegungen nur noch nervliche Zuckungen. Lassen Sie es sich erklären und sorgen Sie dafür, dass es für Sie (und natürlich das Tier) kein traumatischer Moment wird.
- Und dann? Machen Sie sich frühzeitig Gedanken, was mit Ihrem verstorbenen Liebling geschehen soll. Informationen des STS zu den verschiedenen Möglichkeiten inklusive Koordinaten (Kadaversammelstelle, im Garten begraben, Tierkrematorium) finden Sie in diesem → Merkblatt (PDF).
- Trauer: Lassen Sie Ihre Trauer zu, verdrängen Sie diese Gefühle nicht. Es kann allenfalls helfen, sich in einem Internetforum mit anderen Tierhaltern auszutauschen. In der Regel verstehen Tierhalter am besten, was Tierhalter in einer solchen Situation bewegt, und ihre Anteilnahme kann den Schmerz lindern.
- Erinnerung: Behalten Sie Ihren kleinen Freund in bester Erinnerung. Auf Ihre ganz persönliche Weise und völlig egal, was andere dazu meinen. Unsere Sternchen sind nicht fort, nur woanders ♥
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