Geliebter Omar ♥ Heute vor zwei Jahren genau, liess ich dich nach langer und am Ende schwerer Krankheit gehen. Doch bisweilen bist du mir gerade in letzter Zeit präsenter denn je. Ich habe nämlich eine Eigenart von dir übernommen.
Am 28. Juli 2012 waren der dich so liebevoll begleitende Tierarzt, du und ich uns „einig“, dass es Zeit für dich sei, → deine grosse Reise anzutreten. Du hattest fast sieben Jahre lang dank hervorragender Betreuung durch unsere Tierklinik praktisch symptomfrei mit → CNI gelebt – doch dann forderte die Krankheit ihren Tribut. Du wurdest 23 Jahre alt.
Ich bin dir für all die rund 15 gemeinsamen Jahre unendlich dankbar – besonders vielleicht aber für deine letzten Monate hier bei mir, in denen ich sehr viel über Verantwortung, Krankheit, Tod, Abschied – vor allem aber über Liebe lernte.
Oft denke ich an dich, mein kleiner Freund ♥ Inzwischen lächle ich dabei wesentlich öfter als ich weine. Vor allem eine Eigenart von dir werde ich mit in mein eigenes Grab nehmen: diesen unvergleichlichen Blick.
Gerade in letzter Zeit gucke ich innerlich ziemlich oft exakt genau so. Eine Hommage an euch Katzen:
Geliebte Zwerglis: Warum ich so gern mit euch Katzen zusammenwohne
- Ihr redet nie übers Wetter.
- Ihr schickt mir nicht ständig Spieleinladungen über Facebook.
- Ihr doziert nicht immer und immer und immer wieder eure Meinung zu irgendwas denselben Anwesenden gegenüber, die eure Meinung inzwischen besser kennen als ihr selber.
- Ihr schreibt nie meterlange E-Mails, die zwar möglichst umgehend, aber bitte nicht wirklich ehrlich beantwortet werden sollen.
- Ihr bittet einen nicht ständig um (kostenlose) Gefallen in jenen Tätigkeitsfeldern, von denen man eigentlich zu leben versucht.
- Ihr versucht nicht ständig, einen zu „verbessern“, indem ihr einfach eure Lebensweise anderen aufs Auge drücken wollt. (zB. Stichwort Rauchen, Sport, Gesundheitsvorsorge etc. – Gäh-hhhääään)
- Ihr bildet euch nicht ein, jemanden zu kennen, nur weil ihr über Social Media ein paar Mal punktuell Kontakt mit demjenigen hattet, und erfrecht euch nicht, haarsträubende „Persönlichkeitsanalysen“ über diese Bekanntschaften anzufertigen, die letztlich wesentlich mehr über euch aussagen als über die betreffende Bekanntschaft. Und wenn ihr sowas tun würdet, wärd ihr zumindest schlau genug zu wissen, dass ihr gerade massiv Grenzen überschreitet und schlichtweg Müll verzapft.
- Kurz: Ihr urteilt nicht permanent und ohne Unterlass pausenlos über andere – um euch vielleicht von eigenem Fehlverhalten abzulenken?
- Und vor allem werdet ihr NIE beleidigend.
- Und wenn ich euch mal auf die Füsse trete, was in der Hektik des Alltags halt mal passieren kann, werdet ihr nicht zu feuerspeienden Furien, die mir ohne Umwege ins Gesicht springen und die Augen auskratzen, sondern ihr wendet euch erstmal irritiert um mit einem Blick, der fragt: „Das meintest du jetzt nicht wirklich so wie ich es aus meiner subjektiven Sicht verstehen könnte, wäre ich verbohrt – oder?“
- Das Leben mit euch ist kein permanentes Minenfeld – man vertraut einander und koexistiert grundsätzlich friedlich. Und wenn es Knatsch gibt, versucht man zu verstehen, wie es dazu kommen konnte und es künftig zu vermeiden (und engagiert zB. einen Verhaltenstherapeuten 😉 )
- Wenn ihr das hier lesen würdet und euch angesprochen fühltet, würdet ihr evtl. etwas verunsichert nachfragen und das klären wollen. Aber idealerweise fühlt ihr euch nicht angesprochen, wenn ihr das lest – weil ihr mich inzwischen kennt, und wenngleich wir vielleicht mal Konflikte hatten, die aber längst geklärt haben.
- Wir hoffen und arbeiten nicht hin auf eine „optimierte Version“ des anderen. Wir respektieren und achten einander, so wie wir sind.
Auf die Quintessenz runtergebrochen: Ich liebe alle meine Zwerglis genau exakt präzise so, wie sie sind. Und sie mich umgekehrt auch.
Es gibt keine angenehmere Gesellschaft ♥ Und ich habe sie viel zu oft vernachlässigt, weil ich vermeintlichen „Freunden“ zu Diensten sein wollte. Das ist hiermit zu Ehren Omars Vergangenheit 🙂 Wenn irgendwer aus meinem Plus-Minus-Freundeskreis Probleme hat: Erzählt sie irgendwem, aber nicht mir. Ausser: Meine Meinung dazu interessiert euch. Sonst nicht. Danke.
Omar – du armes Wesen musstest es bislang am längsten mit mir aushalten: 15 Jahre lang Tag und Nacht. Und ich kann nicht mal sagen, du habest es ja auch überlebt 😉 DU, mein Herz, weisst, wie ich das meine. Weil du mich kennst und mir vertraut hast – bis zum allerletzten Atemzug.
Ok – du warst nicht immer NUR begeistert 😛
Geliebter kleiner Lehrmeister ♥ Du wirst immer unvergessen sein – ob zwei Jahre, zwei Jahrzehnte oder zwei Welten zwischen uns stehen: Nichts kann uns trennen.
Ich liebe dich ♥