Wie sich meine beiden verstorbenen Kater Sahib und Omar aus dem Jenseits einen kleinen, folgenschweren Scherz mit mir erlaubten.
Das Jahr 2012 war ein aufwühlendes Jahr für meine Katzen und mich: Die letzten Wochen vor dem Tod meines 23-jährigen Katers Omar waren nicht nur ziemlich teuer und behandlungsintensiv – meinem geliebten Kater über Wochen beim Sterben zuzusehen, ohne die leiseste Chance, das Unabwendbare zu verhindern, war auch emotional ziemlich anspruchsvoll.
Zeitgleich wurde meine Katze Mathilde schwer krank, musste mehrfach operiert werden und rang über Wochen mit dem Tod.
Als Omar Ende Juli schliesslich starb und Mathilde im August für vollständig geheilt erklärt wurde, brauchte ich erstmal eine Pause. Eines Tages würde ein Notfellchen Omars Platz erben – vielleicht in einem halben Jahr, es hatte keine Eile.
Da war allerdings jemand ganz anderer Meinung.
Bereits Anfang Oktober erhielt ich eine E-Mail von einer entfernten Bekannten, von der ich schon lange nichts mehr gehört hatte. Sie machte mich auf eine Katze aufmerksam, die dringend ein Zuhause brauchte: weiblich, zwei Jahre jung, sehr, sehr scheu, schwarz – und meinem vor drei Jahren verstorbenen Kater Sahib wie aus dem Gesicht geschnitten. Ihr Name ist Moriah.
Normalerweise würde ich nicht in voller Absicht ein Tier aufnehmen, das grosse Ähnlichkeit mit einer meiner verstorbenen Katzen hat. Das wirkt ein bisschen so, als wollte man das tote Tier ersetzen. Aber hier konnte man ja nicht von «Absicht» sprechen, das war eindeutig Zufall, zumal die besagte Bekannte Sahib gar nicht gekannt hatte.
Ich schrieb der zuständigen Tierschutzorganisation eine Nachricht in der halbherzigen Hoffnung, dass sie irgendwelche Gründe finden, warum Moriah nicht in meine Katzengruppe passt. Doch wie sich nach längerem Mail-Austausch undzwei Telefonaten zeigte, schien Moriah im Gegenteil perfekt in mein Beuteschema zu passen: Sie sei Menschen gegenüber zwar wirklich scheu, liebe aber andere Katzen sehr. Also war Moriahs Einzug hier beschlossen.
Und dann der nächste Zufall: Einen Tag, nachdem ich Moriahs Vermittlerin zugesagt hatte, berichtete mir eine andere befreundete Tierschützerin vom akuten Notfall einer jungen Streunerin, deren linkes Vorderbein bei einem Unfall zerfetzt worden war, weshalb es amputiert werden müsse. Farbe der Katze: schwarz.
Eine beinamputierte Streunerin einfach wieder raus zu setzen, ist gewiss kein optimaler Start ins weitere Leben auf der Strasse – nur: Wohin mit ihr? Wer nimmt eine ungezähmte dreibeinige Katze auf?
Sie ahnen es. Ich nannte sie Lilli.
Doch nun war ich in der Zwickmühle: Da waren plötzlich zwei schwarze Notfall-Katzen am Start – dabei wollte ich wenn überhaupt maximal eine aufnehmen und meine Katzengruppe bestimmt nicht auf sieben vergrössern.
Da klingelte erstmals etwas bei mir: Just an dem Wochenende, an dem ich von Moriah und Lilli erfuhr, jährte sich der Todestag meines schwarzen Katers Sahib zum dritten Mal. Noch ein «Zufall»?
Obwohl ich eigentlich nicht sehr ausgeprägt zur Esoterik neige, glaubte ich, in diesen Zufällen einen tieferen Sinn zu erkennen – oder ganz profan gesagt: Ich brachte es weder übers Herz, Moriah abzusagen, noch Lilli ihrem Schicksal auf der Strasse zu überlassen. Wenn es Sahibs Erbe war, mir zwei schwarze Katzen zu schicken, so sollte es in Katzengottes Namen halt so sein.
Doch es kam anders.
Einen Tag, bevor ich Lilli das erste Mal auf ihrer Pflegestelle besuchen wollte, entwischte sie. Jemand hatte die Tür zu ihrem Krankenzimmer offen gelassen – anfangs war man guter Dinge, dass man sie wiederfinden würde. Doch seit jenem unglückseligen Tag fehlt jede Spur von ihr.
Ohne Lilli hätte ich niemals in Betracht gezogen, eine siebte Katze aufzunehmen – trotz ihres Verschwindens war das eine Grenze, die Lilli eingerissen hatte. Diesen Umstand wiederum nutzte Kater Tünn, um in mein Leben zu treten. Und wie es der «Zufall» will, sieht der aus wie ein Zwilling meines im Juli verstorbenen Katers Omar.
Meine beiden ersten Kater Sahib und Omar waren einst wie Brüder und Zeit ihres Lebens unzertrennlich. Nun sind sie beide tot – und es würde mich nicht wundern, wenn sie gerade wie die beiden Opas Waldorf und Statler aus der Muppet-Show im Katzenhimmel kichernd zusammen auf einem Wölkchen sitzen. Eins haben sie mir jedenfalls bewiesen: Katzen haben Humor. Schwarzen Humor.
Sahib und Omar, ca. 2002:
Moriah und Tünn, 2012:
hihi – so sans, die Prinzen 😉
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Ja, definitiv: Wir machen, was sie wollen *g* ❤
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Ja, ich seh die beiden auch „da oben“ kichern 😀 Feiner Plan von den beiden Herren ❤ ❤
Nur Lilli, der Gedanke an sie lässt das Lachen gleich wieder verstummen 😦
Ich mach es aber wie du und glaube einfach ganz, ganz fest, dass Lilli ihren Platz gefunden hat; wo auch immer der sei ❤
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Mit Lillis Schicksal habe ich auch lange gehadert – aber es hat einfach nicht sollen sein und wäre wohl auch nicht gut gegangen, wenn sie einen solchen Freiheitsdrang hatte. Wer weiss, was dann hier in der 3. Etage mitten in der Stadt passiert wäre… Ich „tröste“ mich damit, dass sie das Leben draussen kennt, wie nur ein Wildchen es kennt – und es ist offenbar auch eine wildchenfreundliche Gegend dort, wo sie ausgebüxt ist. Lilli wird immer in meinem Herzen sein ❤
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Und wenn eines Tages Moriah und Tünn auch so eng beisammen liegen, hört da oben das Lachen überhaupt nicht mehr auf.
Der Gedanke an Lilli macht mich immer noch traurig.
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Ui – das wäre was, wenn Moriah und Tünn eines Tages so beisammen liegen ❤ Naja, wer weiss… 😀
Lilli… ❤ Wie ich bei Barabara schon schrieb: Es sollte einfach nicht sein und war wahrscheinlich dann besser so, dass sie nicht mit nach Zürich kam. Ich hoffe, sie schlägt sich durch – auf jeden Fall verdanken wir ihr Tünn ❤ Und sie hat einen festen Platz in meinem Herzen ❤
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Also da muss die Zusammenführung doch einfach klappen, wenn das schon so von oben abgesegnet ist. 🙂
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Deine Worte in Katzengottes Ohr! ❤ Wird schon noch… *mantra* 🙂
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Die Ähnlichkeiten sind wirklich verblüffend, da haben sich ein paar Fellnäschen mal wieder einen kleinen Scherz erlaubt. Natürlich hoffe ich wie alle anderen, dass sich Lilli durchschlagen kann, wenn sie das Leben da draußen gewohnt ist.
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❤ Ja, ich find das wirklich frappant mit den Ähnlichkeiten :-O Und es lief alles wie "ferngesteuert" – ich hatte da (wiedermal…) nicht wirklich was zu zu sagen, das haben "andere" ❤ entschieden – fein gemacht 😀
Lilli ❤ Ach, Lilli.
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