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Blühende Phantasie

Als ich mich kürzlich in einem Gartencenter zu Giftpflanzen beraten liess, bekam ich alles Mögliche zu hören – ausser korrekte Informationen.

Mitsamt den todbringenden Pflanzen wurde ich beim Kundendienst des Gartencenters vorstellig und erklärte, was sich zugetragen hatte: Wenige Tage zuvor hatte ich, beseelt vom Wunsch, meine Terrasse aufzuhübschen, in just diesem Gartencenter vertrauensvoll die Beratung eines Mitarbeiters in Anspruch genommen. In Sachen Botanik völlig ahnungslos, hatte ich extra betont, dass die Pflanzen ungiftig sein müssen, da sich meine Katzen auf der Terrasse frei bewegen dürfen. Nach einem längeren Beratungsgespräch erstand ich schliesslich zwei sehr hübsche und nicht ganz billige Exemplare von Euonymus japonica, die der Fachmann in toxikologischer Hinsicht als absolut unbedenklich einstufte.

Nachdem ich die Sträucher zu Hause eingepflanzt hatte, gab ich mehr der Form halber «Euonymus japonica» bei der Online-Giftpflanzendatenbank der Universität Zürich ein – und war wenig erbaut festzustellen, dass die Pflanze dort nicht nur als giftig, sondern als stark giftig eingestuft wird. Diese Angabe wich so eklatant von jener des Gartencenter-Mitarbeiters ab, dass ich beschloss, die beiden Sträucher vorsichtshalber umzutauschen.

Während ich die Gewächse unter Fluchen und Schimpfen wieder ausbuddelte, gingen mir Auszüge des Beratungsgesprächs durch den Kopf: Der Verkäufer hatte mir zum Beispiel dringend von Bambus abgeraten. Wenn Katzen Bambus anknabbern, könnten sie die Pflanzenteile nicht verdauen, die dann für immer im Magen blieben, weshalb die Katzen denken, sie seien satt, und in der Folge verhungern – hatte er behauptet. Die einzigen Tiere, die Bambus verdauen könnten, seien nämlich Koalas. Vielleicht hätte ich spätestens da misstrauisch werden müssen, als er Koalas und Pandas verwechselte.

Beim Kundendienst stiess mein Umtauschbegehren zunächst auf Widerstand: Die Angestellte mochte nicht an die Giftigkeit der Pflanzen glauben. Siegesgewiss schlug sie ein dickes Pflanzenkundebuch auf, tippte triumphierend auf den entsprechenden Eintrag – und blickte beschämt auf. Ich bekam den Kaufpreis zurückerstattet plus einen Gutschein als Entschuldigung.

Im Bemühen, alles wieder gutzumachen, begleitete mich die Dame beschwingt in die Gartenpflanzenabteilung und meinte: «Buchsbäume sind komplett ungiftig, das weiss ich ganz sicher. Oder Thuja, auch ganz unbedenklich.» Was die gute Frau offensichtlich nicht wusste, ich inzwischen aber schon: Wenn man in der Datenbank für Giftpflanzen «Buchs» eingibt, geht so eine kleine, schrille Sirene los – bei «Thuja» stürzt vor Schreck das System ab.

Nachdem ich die Dame freundlich, aber bestimmt abgeschüttelt hatte, gönnte ich mir schliesslich zwei Rosenbäumchen, einen Bambus für meine Koalas und einige Küchenkräuter, die ich wiederum unter Ächzen und Stöhnen nach Hause schleppte. Endlich konnte der Aussenbereich katzenverträglich hergerichtet und die Terrassensaison eröffnet werden.

Zwei Tage später vernichtete eine apokalyptische Gewitterfront jedes pflanzliche Leben auf meiner Terrasse.

→ Online-Giftpflanzendatenbank

Terrasse reloaded:

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So sah es zumindest aus, als 2013 hier mal einen Tag die Sonne schien. Jetzt fände ich es nach einem triefend nassen Frühling wirklich schön, wenn ich nicht nur auf Fotos sehen könnte, wie unsere Terrasse trocken aussähe…