„Alte Katzen“… ich möchte dazu noch einiges sagen. Und gestehe: Ich habe versagt. Teil 1 ist noch der glimpfliche Teil. Das Furchtbare folgt noch.
Bis vor einigen wenigen Jahren hatte ich zwar wohl sehr viel „Erfahrung“ (bah) in Katzenhaltung, weil ich ja schon mit Katzen aufgewachsen war und lange vor Internet wieder eigene Katzen hielt. Das machte mich sozusagen zum Experten. Ha-ha. Ich schreibe das nur, weil manche noch immer so denken und weil ich klar machen möchte (jaja: nennt mich „belehrend“ – I could not care less), wie sehr man sich bezüglich „Erfahrung“ irren kann.
Ich hatte meine ersten eigenen Katzen Sahib und Omar:
… als „ältere“ Katzen mit 8 bzw. 9 Jahren von privat übernommen. Ich hatte selber nie damit gerechnet, dass sie beide mal über 20 Jahre alt würden.
Sahib (der schwarze) war etwas älter als Omar. Beide waren in all der Zeit bei mir nie krank. Keine Erkältung, kein gar nix. Gut, bei Omar wurde mit 16 CNI im „mittleren“ Stadium diagnostiziert (dazu ein nächster Beitrag dann) – aber sonst: Nie nix irgendwas.
Entsprechend hatte ich auch keine Ahnung von „echten“ Katzenkrankheiten. Katzenhaltung war easy, problemlos – nie war was. All die Jahre nie.
Und dann wurden sie alt. Aber – hui: Es passierte nix. Ausser eins: Eines Tages fing Sahib – mit 20 Jahren – an, nachts manchmal zu schreien – nicht wie man sich das bei akuten Schmerzen vorstellt, sondern eher „klagend“, anklagend fast schon.
Ich nahm das zuerst gar nicht so ernst. Ich weiss nicht mal mehr, was ich mir dabei dachte. Bis es jede Nacht so war, und ich keinen Schlaf mehr fand und ich mir – das dann doch auch – Sorgen um ihn machte.
Ich gehörte damals auch noch zu den Anhängern des Glaubens, man sollte Katzen so wenig wie möglich mit Tierarztbesuchen stressen. Sahib flippte zwar auf dem Weg zum Tierartz nicht komplett aus, aber er nässte sich halt ein, war gestresst – kurz: er mochte das jetzt nicht so. Ich Idiot stellte das über seine Gesundheit 😦
Er schrie also jede Nacht rum, also gings halt irgendwann trotz allem ab zum Tierarzt. Der meinte damals so: „Ja. Der ist ja jetzt schon 20 Jahre alt, nicht? Pf. Hm. Dann ist das halt Demenz. Der findet sich nachts nimmer zurecht, sieht und hört schlecht – ja, Frau Blum. Das ist halt so.“ Gross untersucht wurde Sahib nicht – das Urteil stand fest: Katze ist 20 = dement.
Frau Blum: „Ah. Ok. Scheisse. Aber dann ist das so.“ (ich Hornochse!!!)
Es wurde aber immer schlimmer. Sahib mauzte irgendwann die ganze Nacht durch, an Schlaf war weder für mich noch die Nachbarn zu denken. Ich war verweifelt. Also nochmal zum Tierartzt. Und diesmal hatten wir Glück.
Da „unser“ Tierarzt im Urlaub war, kamen wir zu einer Vertretung. Die meinte: „Frau Blum, der Kater hat sone massive Zahnsteinansammlung – der kiegt ja kaum noch die Kiefer auseinander um zu fressen: Der hat einfach Hunger.“
Also wurde mein 20-jähriger Kater unter Narkose gesetzt und der Zahnstein grundsatzentfernt. Was denn auch sonst? Ja: Er hätte bei der Narkose sterben können. Aber ich muss hier nicht weiter ausführen, dass es keine Alternative gab: Sollte ich ihn weiter leiden und hungern lassen? Oder lieber – wenn denn – friedlich einschlafen?
Eben.
Sahib überlebte die Narkose und mauzte danach nie mehr nachts. Er schlief stattdessen wieder selig in meinen Armen und war die Zufriedenheit selbst.
Er konnte einfach wieder genug fressen, so dass er nachts keinen Hunger mehr hatte. So einfach.
Ich will damit nicht sagen, dass es Demenz bei Katzen nicht gäbe – die gibt es. Doch so häufig wie sie diagnostiziert wird, kann sie meines Erachtens nicht sein: Ich habe sie bei meinen Senioren noch NIE erlebt. Noch nie.
Darum appelliere ich nochmal (und werde es noch oft tun 😛 ) an alle: Egal, wie alt eure Katze realiter ist – nehmt sie ernst.
Ich tat es leider früher nicht – wohin das führte, gestehe ich euch hier: Ich gestehe. Ich habe versagt. Teil 2 😦
Auf die Idee, dass da Hunger im Spiel sein könnte, wäre ich nie gekommen!
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Liebe Heike, ich doch auch nicht. Sahib neigte zwar „ein wenig“ *hüstel* zur Moppeligkeit, aber so richtig der grosse Gierschlund war er eigentlich dennoch nie, so dass mir da auch irgendwie nix auffiel. Trotzdem: ich hätte viel früher alarmiert sein müssen, dass mit ihm was nicht stimmt 😦
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Danke, meine Herzliebste, dass du es hier noch einmal so einprägsam schilderst. Man kann es einfach nicht oft genug in die Welt hinausschreien: GEHT ZUM TIERARZT! SUCHT SO LANGE, BIS IHR EINEN RICHTIG GUTEN GEFUNDEN HABT! Ach ja, und lasst euch bloß nicht darauf ein zu denken „huch, nee, meine Katze hat doch solche Angst davor…“ 😦
Wäre ich damals schon so wunderbarst belehrt worden, würde Sunny heute noch leben 😥
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Du sprichst mir aus dem Herzen, liebste Barbara ♥ Allein: Ich musste es auch auf die bittere Tour lernen 😦 Keine Ahnung, was damals in mir vorging, warum ich nach ersten „Verdachtsmomenten“ nicht umgehend einen anderen Tierarzt suchte – bis es auch für eine meiner Katzen zu spät war :_( Sunny, Mogwai und Sahib wären heute aber stolz auf uns – das ist ihr Erbe ♥
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waaaaaaaaaaaah – auf diese (doch recht einfache) Lösung wäre ich niemalsgarnienicht gekommen … SO einfach k ö n n t e es sein … 😉
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Ja, nee – an sowas dachte ich echt auch nicht mal im Ansatz. Und ganz so „einfach“ wars dann trotzdem nicht – immerhin musste ich entscheiden, Sahib in Narkose zu schicken, was natürlich schon auch einige vertieftere Gedankengänge nötig machte, auf die ich ein andermal noch im Zusammenhang mit Narkose, OPs und „alten“ Katzen zu sprechen kommen möchte 😀
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Als „versagt“ würde ich das nicht bezeichnen – DU wusstest es nicht besser, Dein TA auch nicht – wie kann man da richtig handeln? Und hätte es zu der Zeit schon Internet und Foren gegeben – was hättest Du da erfahren? „Kann dieses sein“ – „kann jenes sein“ – „kann was anderes sein“ – sogar: „Das ist absolut normal bei einer alten Katze!“… Als Laie ist man eben darauf angewiesen, dass der TA Bescheid weiss – und man sich auf dieses Urteil verlassen kann. Leider kann man selbst das oft nicht – also liegt das Versagen doch nicht bei Dir sondern bei dem damaligen TA, der die wahre Ursache nicht erkannt hat.
Die Suche nach einem fähigen, kompetenten und vertrauenswürdigen TA, der sich auch immer weiter informiert und nicht nur in eine Richtung denkt, ist wahrlich beschwerlich – und ebenso schwer ist es für uns Laien, zu beurteilen, ob er/sie wirklich diese Fähigkeiten hat.
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Jö, Brigitte – du bist wieder einmal überaus gnädig in deinem Urteil ♥ Ich finde aber halt – aus heutiger Sicht und um die Konsequenzen meines Tuns bzw. Nichttuns wissend – dass ich mehr hätte hinterfragen müssen. Und seis nur, warum ich selbst so ungern in jene Praxis damals ging… Es gab verschiedene Dinge, die mich hätten alarmieren können – doch aus Mangel an Erfahrung und Vergleichsmöglichkeiten sowie allzu grosser Sorglosigkeit ging ich den scheinbar leichteren Weg – der uns später dann direttissima in die Katastrophe führte 😦
Ich habe mir lange überlegt, ob ich das alles öffentlich erzählen soll. Aber ich glaube, es ist richtig, auch wenn ich dabei schlecht abschneide. Vielleicht bringt es den einen oder anderen noch rechtzeitig von einem ähnlich fatalen Weg ab.
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Liebe Iwon, wir sind alle nicht als Meister vom Himmel gefallen, und auch ich hab Fehler gemacht aus Unwissenheit und muss sehr oft drüber nachdenken.
Schreib fleißig weiter, es wird den ein oder anderen erreichen.
Haste die Fotos vom Mösjö bekommen? Technik is so ein Ding für sich: – ))
Nasenstüber vom HerrnDirektor, ganz lieben Gruß von mir..
Ps, gib den Zwerglis dies mögen bitte ein Küsschen zwischen die Öhre mitten auf den Hauptrechner<3<3<3<3<3<3<3
Danke: – )))
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Liebe Tanja – natürlich sind wir alle nicht mit Wissen und Erfahrung geboren. Aber gerade weil mir immer wieder (von bestimmten Kreisen – sonst im Alltag nicht) „Besserwisserei“ vorgeworfen wird, möchte ich hier ja auch gerne erzählen, dass ich natürlich auch Fehler machte und bestimmt noch heute mache. Aber es ist doch ein natürlicher Reflex, dass man andere davor bewahren möchte 🙂
Jaaaaa – die Fotos von Mösjö hab ich bekommen ♥ Ich komme nur mit meiner Korrespondenz noch immer ned hinterher, so dass es mänglisch bitzeli dauert, bis das Iwon angemessen antwortet. Aber folgt sogleich!
Hihi – ja, die Zwerglis kriegen alle ein Küsschen auf den „Hauptrechner“, jö ♥
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….Besserwisserei….
heißt doch nichts anderes, als das Du es besser weißt…NACHDEM Du Fehler gemacht hast. Was nicht bedeutet, dass nicht noch irgendwann neue Fehler dazu kommen. Gewiss aber nicht die bereits begangenen. Und Dank Dir wird uns der eine oder andere wohl nicht selber passieren müssen, weil Du uns daran teil haben läßt. ♥
So gesehen verliert dieses Wort gerade ganz mächtig seine negative Seite für mich. 😉
Und die, die das anders verstehen, können leider nicht von Deiner Erfahrung profitieren.
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Mit dem Wissen von heute… 😉 Mit dem Wissen von heute hätte ich in der Vergangenheit sicherlich einiges anders gemacht und so manche Entscheidung anders getroffen. Aber das ist ja das fiese mit dem Wissen von heute: Man hat es schlichtweg am Vortag nicht! Und so ist es halt mit einigen Dingen, wo man sich später fragt: Warum hab ich nicht? Hätte ich, dann…!
Wichtig ist letztlich: Man muss daraus lernen.. Man wächst nicht umsonst mit seinen Erfahrungen!
Ich versuche nicht zu hadern, wenn ich an meine Fehlentscheidungen denke. Wenn sie mich allein betreffen, kann ich das ganz gut abschütteln. Wenns meine Tiere betrifft, wirds schon schwieriger. Wen hätte ich retten können? Wem hätte ich eine OP erspart, mit dem Wissen, dass am Ende nur bleibt, einen kleinen leblosen Körper abzuholen?
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